Liste bekannter deutschsprachiger Emigranten und Exilanten (1933–1945)

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Diese Liste nennt deutschsprachige Persönlichkeiten, die das Deutsche Reich 1933 bis 1945 in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft verlassen haben. Dazu gehören auch Emigranten aus dem Saarland nach dem 1. März 1935, aus Österreich nach dem „Anschluss“ am 12. März 1938 oder aus dem sogenannten Protektorat Böhmen und Mähren nach dem 15. März 1939.

In Unterabschnitten werden Personen aufgeführt, die bereits vor der nationalsozialistischen Machtergreifung aus diesen Gebieten auswanderten, danach jedoch wegen politischer Gegnerschaft oder rassistischer Verfolgung nicht zurückkehren konnten oder wollten.

Literatur, Publizistik und Verlagswesen

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Emigration vor Beginn der NS-Herrschaft

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Für eine Reihe von Personen, die insbesondere Deutschland oder Österreich aus verschiedenen – häufig nicht politischen – Gründen bereits vor der NS-Zeit verlassen hatten, wurde die neue Heimat aufgrund ihrer Gegnerschaft zum Nationalsozialismus nachträglich zum Exil. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist Marlene Dietrich.

  • Joseph Schildkraut, österreichischer Darsteller – ging zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die USA
  • Wilhelm Dieterle alias William Dieterle, Regisseur – ging 1930 in die USA
  • Marlene Dietrich, Darstellerin – ging 1930 in die USA
  • Karl Freund, Kameramann – ging 1929 in die USA
  • Hedy Lamarr, österreichische Darstellerin – ging 1937 über Paris und London in die USA
  • Franz Lederer, österreichischer Darsteller – ging 1932 in die USA
  • Paul Leni, Regisseur, Szenograf – ging 1926 in die USA
  • Ernst Lubitsch, Regisseur – ging 1922 in die USA
  • Carl Mayer, österreichischer Drehbuchautor – ging 1932 über Frankreich nach England (1935)
  • Lothar Mendes, Regisseur – ging 1926 in die USA
  • Sig Ruman, Schauspieler – ging 1928 in die USA
  • Greta Keller, österreichische Sängerin – ging 1928 in die USA
  • Lasar Segall, deutscher Maler – ging 1924 nach Brasilien

Emigration aus dem NS-Herrschaftsbereich

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Mehr als 1500 in der Filmindustrie Tätige haben Deutschland nach der Regierungsübernahme durch die NSDAP verlassen.

Viele österreichische Filmschaffende waren vor 1933 in Deutschland tätig oder auch wohnhaft. Zudem wurden in Österreich, wohin viele von dort stammende Filmschaffende 1933 zurückgekehrt waren, aufgrund starken Drucks aus Deutschland (siehe Geschichte des frühen österreichischen Tonfilms) Juden bereits 1936 (Abkommen vom 20. April) von der Arbeit in der Filmwirtschaft ausgeschlossen. Auch diese zählen zu den Emigranten des Nationalsozialismus.

  • Ernst Angel, österreichischer Regisseur – ging 1939 nach England, dann in die USA
  • Siegfried Arno, Darsteller – ging 1933 über die Niederlande, Schweiz, Italien, Spanien und Portugal in die USA
  • Leon Askin österreichischer Schauspieler, Regisseur, Schauspiellehrer, Produzent, Drehbuchautor, wandert 1940 nach sechsmonatiger Internierung in Frankreich in die USA aus, kehrt 1994 nach Wien zurück
  • Johannes Ilmari Auerbach, deutscher Bildhauer, Maler und Autor – ging 1936 nach England
  • Felix Basch, österreichischer Regisseur und Darsteller – ging 1933 in die USA
  • Hans Behrendt, Autor, Regisseur und Darsteller – ging 1933 nach Spanien
  • Artur Berger, österreichischer Filmarchitekt – floh 1936 nach Moskau
  • Elisabeth Bergner, österreichische Darstellerin – ging 1933 über England in die USA (1940)
  • Curtis Bernhardt, Regisseur – ging 1933 in die USA
  • Curt Bois, Darsteller – ging 1933 über Prag und Paris in die USA
  • Felix Bressart, Darsteller – ging 1933 über die Schweiz, Österreich, Paris in die USA (1938)
  • Erik Charell, Produzent – ging 1936 in die USA
  • Paul Czinner, Regisseur – ging 1933 über England in die USA (1940)
  • Ernst Deutsch, österreichischer Regisseur – ging 1938 in die USA
  • Alfred Deutsch-German, österreichischer Regisseur – floh 1938 nach Frankreich
  • Slatan Dudow, Regisseur – ging 1933 nach Frankreich
  • Ewald André Dupont, Regisseur – ging 1933 über England in die USA
  • Tilla Durieux, Schauspielerin – ging 1933 über Österreich nach Jugoslawien
  • Jakob Fleck, österreichischer Regisseur – 1933 Rückkehr nach Österreich, nach Internierung in Dachau 1938, 1940 Emigration nach China
  • Luise Fleck, österreichische Regisseurin – 1933 Rückkehr nach Österreich, 1940 Emigration nach China
  • Curt Goetz, Regisseur, Darsteller und Bühnenautor – ging ca. 1939 in die USA
  • John Gottowt, Regisseur, Darsteller – ging nach 1933 über Dänemark nach Krakau
  • Lilian Harvey, Darstellerin – ging ca. 1939 über Frankreich in die USA (1941)
  • Oskar Homolka, Darsteller – ging 1934 über England in die USA
  • Oskar Karlweis, österreichischer Darsteller – ging 1938 über die Schweiz, Paris, Spanien und Portugal in die USA
  • Leopoldine Konstantin, österreichische Schauspielerin – ging in die USA (1938)
  • Fritz Kortner, österreichischer Regisseur – ging 1933 über die Tschechoslowakei, Wien und Paris nach England
  • Herman Kosterlitz alias Henry Koster, Regisseur – ging 1936 in die USA
  • Robert Land, österreichischer Regisseur – floh 1933 nach Tschechien
  • Fritz Lang, Regisseur – ging 1934 über Frankreich in die USA
  • Robert Liebmann, Drehbuchautor, ging 1933 nach Paris, später in die USA, dann wieder nach Frankreich
  • Albert Lieven, Darsteller – ging 1936 mit seiner jüdischen Frau Tatjana zunächst nach Frankreich, später von dort aus nach England.
  • Leopold Lindtberg, Regisseur – ging 1933 über Paris, Warschau und Tel Aviv in die Schweiz
  • Peter Lorre, Darsteller – ging 1933 über Paris in die USA (1935)
  • Valérie von Martens, Darstellerin – ging ca. 1939 in die USA
  • Joe May, Regisseur – ging 1933 in die USA
  • Mia May, Darstellerin – ging 1933 in die USA
  • Heinrich Nebenzahl, Produzent – ging 1933 nach Paris
  • Seymour Nebenzahl, Produzent – ging 1933 nach Paris, 1938 in die USA
  • Max Neufeld, österreichischer Regisseur – kehrte 1933 nach Österreich zurück, floh 1938 nach Italien, 1941 nach Spanien
  • Asta Nielsen, Darstellerin – kehrte 1935 nach Dänemark zurück
  • Max Nosseck, Darsteller, Regisseur – ging 1933 über Spanien in die USA (1940)
  • Max Ophüls, Regisseur – ging 1935 über Frankreich in die USA (1942)
  • Richard Oswald, Regisseur – ging 1933 über Österreich, Frankreich, Holland und England in die USA (1938)
  • Lilli Palmer, Darstellerin – ging 1937 über Paris und London in die USA, kehrte 1954 nach Deutschland zurück, spielte aber weiterhin in internationalen Produktionen mit
  • Julius Pinschewer, Produzent – ging 1933 über England und Holland in die Schweiz
  • Franz Planer, österreichischer Kameramann – kehrte 1933 nach Österreich zurück, ging 1937 in die USA
  • Erich Pommer, Produzent – ging 1933 über Paris in die USA
  • Otto Preminger, Regisseur – ging 1935 in die USA
  • Arnold Pressburger, Produzent – ging ca. 1935/37 über Frankreich in die USA (1941)
  • Gregor Rabinowitsch, Produzent – ging ca. 1935/37 nach Frankreich
  • Luise Rainer, Darstellerin – ging nach 1933 in die USA
  • Walter Reisch, österreichischer Regisseur und Drehbuchautor – kehrte 1933 nach Österreich zurück, ging 1937 in die USA
  • Leontine Sagan, Regisseurin – ging 1929 nach Afrika
  • Reinhold Schünzel, Regisseur, Darsteller – ging 1937 in die USA
  • Detlef Sierck alias Douglas Sirk, Regisseur – ging 1937 über Frankreich und die Niederlande in die USA
  • Robert Siodmak, Regisseur – ging 1934 über Frankreich in die USA
  • Franz Spencer, eigentlich Franz Schulz, Drehbuchautor, 1933 in die USA
  • Szöke Szakall, Darsteller – ging 1937 in die USA
  • Wilhelm Thiele alias William Thiele, Regisseur – ging 1933 über England und Österreich in die USA (1935)
  • Robert Thoeren, österreichischer Schasuspieler
  • Rosa Valetti, Darstellerin – ging 1933 über Wien und Prag nach Palästina (1936)
  • Hermann Vallentin, Darsteller – ging nach 1933 nach Palästina
  • Conrad Veidt, Darsteller, England
  • Otto Wallburg, Darsteller, Frankreich, Amsterdam
  • Gustav von Wangenheim, Darsteller, Regisseur – ging nach 1933 in die Sowjetunion
  • Robert Wiene, Regisseur – ging 1934 über Budapest und London nach Paris
  • Billy Wilder, österreichischer Regisseur – ging 1933 nach Paris, 1934 in die USA
  • Karl Wolffsohn, Verleger, Kino- und Theaterpionier – 1939 nach Palästina
  • Adolf Wohlbrück, Darsteller – ging 1936 über Frankreich und die USA nach England
  • Friedrich Zelnik, Regisseur und Darsteller – ging 1933 nach England

siehe auch Liste der vom NS-Regime verfolgten Komponisten

Bildende Kunst und Architektur

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Politik (Parteimitgliedschaft zur Zeit der Exilierung)

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Naturwissenschaftler und Mediziner

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Geistes- und Sozialwissenschaftler

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Emigration vor Beginn der NS-Herrschaft

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Für eine Reihe von Personen, die Deutschland oder Österreich aus verschiedenen Gründen – häufig jedoch wegen des politischen Klimas und des Vormarsches der Nationalsozialisten – bereits vor der NS-Zeit verlassen hatten, wurde die neue Heimat aufgrund ihrer Gegnerschaft zum oder zu erwartenden Verfolgung im Nationalsozialismus nachträglich zum Exil.

  • Arthur Lenhoff, Arbeitsrechts-Professor an der Universität Wien, im März 1938 von einer Vortragsreise in die Schweiz nicht zurückgekehrt, sondern in die USA emigriert
  • Roman Rosdolsky, marxistischer Historiker und Ökonom, 1934 emigriert aus Österreich
  • Walther Schücking, Völkerrechtler und Pazifist, seit 1930 erster ständiger Richter am Weltgerichtshof in Den Haag
  • Alfred Vagts, Historiker und Lyriker, 1932 emigriert
  • Hans Wehberg, Völkerrechtler und Pazifist, seit 1928 in Genf
  • Ludwig Wittgenstein, Philosoph, seit 1929 in Cambridge

Emigration aus dem NS-Herrschaftsbereich

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Auch unter den Geistes- und Sozialwissenschaftlern emigrierten viele – zumindest auch – aufgrund der rassistischen Verfolgung wegen ihrer jüdischen Vorfahren aus dem Machtbereich des Nationalsozialismus, ab 30. Januar 1933 aus dem Deutschen Reich, ab 12. März 1938 aus dem annektierten Österreich.

Philosophen und Theologen

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Wirtschaft und Rechtswesen

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Vertreter religiöser Organisationen

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  • Kurt Blumenfeld, Präsident der Zionistischen Vereinigung für Deutschland; Palästina

Erfinder und Unternehmer

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  • Friedrich Schächter, über 100 Patente u. a. für Fisher Space Pen, BIC Feuerzeug, BIC Nassrasierer sowie Kugelschreiberprüfmaschinen

Ingenieure und Techniker

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Literatur zum Thema

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  • Richard Drews, Alfred Kantorowicz: Verboten und verbrannt. Deutsche Literatur 12 Jahre unterdrückt. München 1947.
  • Alfred Vagts: Deutsch-amerikanische Rückwanderung. Heidelberg 1960.
  • Heinz Worner: Deutsche antifaschistische Künstler im englischen Exil (1939–1946). In: Bildende Kunst, Berlin, 3/1962, S. 142–152.
  • Werner Berthold (Hrsg.): Exil-Literatur 1933–1945. Katalog zur Ausstellung der Deutschen Bibliothek. Frankfurt 1965.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (= International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945). 3 Bände, Saur, München u. a. 1980–1983.
  • Conrad Pütter: Rundfunk gegen das „Dritte Reich“. Deutschsprachige Rundfunkaktivitäten im Exil 1933–1945. Ein Handbuch. Saur, München u. a. 1986, ISBN 3-598-10470-7.
  • Jacques Grandjonc: Zone der Ungewißheit. Exil und Internierung in Südfrankreich 1933–1944. Rowohlt, Reinbek 1993, ISBN 3-499-19138-5 (französisches Original 1990, ISBN 2-904631-93-3).
  • Wolfram Fischer (Hrsg.): Exodus der Wissenschaften aus Berlin. Fragestellungen – Ergebnisse – Desiderate. Entwicklungen vor und nach 1933. Berlin 1994 (Akademie der Wissenschaften, Forschungsbericht 7).
  • Sybille Gerstengarbe: Die erste Entlassungswelle von Hochschullehrern deutscher Hochschulen aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. 17, 1994, S. 17–39.
  • Marianne Hassler (Hrsg.): Der Exodus aus Nazideutschland und die Folgen. Jüdische Wissenschaftler im Exil. Attempto, Tübingen 1997, ISBN 3-89308-265-4.
  • Claus-Dieter Krohn, Patrik von zur Mühlen, Gerhard Paul, Lutz Winckler (Hrsg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945. WBG, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-13723-X.
  • Jochen Brüning u. a.: Terror and exile: persecution and expulsion of mathematicians from Berlin between 1933 and 1945; an Exhibition on the Occasion of the International Congress of Mathematicians, Technische Universität Berlin, August 19–27, 1998. Berlin 1998.
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0.
  • Konrad Jarausch: Die Vertreibung der jüdischen Studenten und Professoren von der Berliner Universität unter dem NS-Regime. In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte. 1, 1998, S. 112–133.
  • Andreas Schätzke: Rückkehrer aus dem Exil. Bildende Künstler und Architekten in der SBZ und frühen DDR. Dietrich Reimer Verlag, 1999; ISBN 3-496-02675-8
  • Cordula Lissner: Den Fluchtweg zurückgehen. Remigration nach Nordrhein und Westfalen 1945–1955. Klartext-Verlag, Essen 2006.
  • Sandra Wiesinger-Stock, Erika Weinzierl, Konstantin Kaiser (Hrsg.): Vom Weggehen. Zum Exil von Kunst und Wissenschaft. Wien 2006, ISBN 3-85476-182-1 (Exilforschung heute, 1).
  • Cilly Kugelmann (Hrsg.): Heimat und Exil. Emigration der deutschen Juden nach 1933. Jüdischer Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 978-3-633-54222-2 (Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, Jüdisches Museum Berlin: 29. September 2006 bis 9. April 2007; Haus der Geschichte, Bonn: 17. Mai bis 7. Oktober 2007; Zeitgeschichtliches Forum Leipzig: Dezember 2007 bis April 2008).
  • Katalog zur Ausstellung der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main 1985, Die jüdische Emigration aus Deutschland 1933–1941: die Geschichte einer Austreibung, Druckerei und Verlag: Otto Lembeck, Frankfurt am Main, ISBN 3-7657-1333-3 unter Mitwirkung des Leo Baeck Instituts, New York.
  • Andreas W. Daum, Hartmut Lehmann, James J. Sheehan (Hrsg.): The Second Generation. Émigrés from Nazi Germany as Historians. Berghahn Books, New York 2016, ISBN 978-1-78238-985-9.
  • Max Beck, Nicholas Coomann (Hrsg.): Historische Erfahrung und begriffliche Transformation. Deutschsprachige Philosophie im Exil in den USA 1933–1945. Münster 2018, ISBN 978-3-643-50887-4.
  • Kay Weniger: ‘Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …’. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.