Leier (Sternbild)

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Sternbild
Leier
Astronomischer Name Lyra
Genitiv Lyrae
Kürzel Lyr
Rektaszension 18135218h 13m 52s bis 19282919h 28m 29s
Deklination 2253951+25° 39′ 51″ bis 2474252+47° 42′ 52″
Fläche 286,476 deg²
Rang 52
Voll­stän­dig sicht­bar 90° N bis 42,6° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Sommer
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 1
Hellster Stern (Größe) Wega (0,03 mag)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU
Darstellung in Uranographia von Johannes Hevelius
Darstellung in Uranographia von Johannes Hevelius

Die Leier, lateinisch Lyra (von altgriechisch λύρα lýra, dem gleichnamigen Musikinstrument), ist ein Sternbild des nördlichen Sternhimmels, dessen hellster Stern die Wega ist.

Obwohl es nur eine Fläche von 286,476 Quadratgrad umfasst, zählt es mit Schwan und Adler zu den markantesten Sommersternbildern. In Mitteleuropa ist es abends jedoch von Mai bis Januar zu sehen.

Das Sternbild Leier, wie es an Mai- und Juniabenden im Osten emporsteigt

Die Leier ist ein kleines Sternbild, das am abendlichen Sommer- und Herbsthimmel leicht zu finden ist und erst gegen Jahresende im Nordwesten abtaucht.

Der Hauptstern, die Wega, ist (mit Arktur) der hellste Stern der nördlichen Hemisphäre und der fünfthellste Stern am Nachthimmel. Südlich von ihr bilden vier Sterne ein Parallelogramm. Sie sollen die Saiten einer antiken Lyra darstellen.

Genau zwischen den Sternen Beta Lyrae und Gamma Lyrae liegt der berühmte Ringnebel M57.

Die Wega bildet mit den Sternen Deneb (Sternbild Schwan) und Altair (Sternbild Adler) das große Sommerdreieck.

Südlich der Leier verläuft die Milchstraße. Wenn man das umgebende Gebiet durch einen Feldstecher durchmustert, werden viele lichtschwächere Sterne und verschiedene helle und dunkle galaktische Wolken sichtbar.

Die Leier gehört zu den 48 Sternbildern der Antike, die schon von Ptolemäus beschrieben wurden. Auf älteren Sternkarten ist statt der Leier häufig ein Vogel abgebildet, meist ein Geier. Dieser und die Sternbilder Schwan und Adler sollen die stymphalischen Vögel darstellen, Ungeheuer aus der griechischen Mythologie mit eisernen Schnäbeln.

Die arabischen Astronomen des Mittelalters sahen in dem Sternbild einen „herabstoßenden Adler“ (al-nasr al-waqi).

Die Wega war der erste Stern, der fotografisch abgebildet wurde (1850).

Die Leier repräsentiert das von dem griechischen Gott Hermes erfundene Musikinstrument. Er schenkte es seinem Halbbruder Apollon, der es wiederum dem berühmten Sänger Orpheus gab. Letzterer betörte damit in der Unterwelt deren Gott Hades, um seine an einem Schlangenbiss verstorbene Braut Eurydike zu erretten. Beim Verlassen der Unterwelt verstieß er jedoch gegen das Gebot, nicht zurückzublicken; daraufhin musste Eurydike weiter in der Unterwelt bleiben. Nach Orpheus’ Tod wurde die Leier an den Sternenhimmel versetzt.

Die stymphalischen Vögel stammen aus dem Sagenkreis um den griechischen Helden Herakles. Dessen sechste Aufgabe bestand darin, die Vögel zu töten.

In der Leier liegt der Radiant des Meteorstroms der Lyriden. Dessen Maximum liegt in der Zeit zwischen dem 20. und dem 22. April jedes Jahres.

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
101α 3 Wega (Vega) 0,03m (var) 25,0 A0 Va
103γ 14 Sulafat 3,25m 550 B9 III
102β 10 Sheliak 3,42m (var) 1.000 B6–8 II + B0,5 V + B7 V + G5
400 13 R 4,00m (var) 310 M5 III
104δ2 12 4,30m (var) 700 M4 II
110κ 1 4,34m 255 K2 IIIabCN0,5
106ζ1 6 4,36m 158 A4m
108θ 21 4,38m 700 K0 II
107η 20 Aladfar 4,40m 900 B2,5 IV
105ε2 5 Epsilon Lyrae 4,59m 162 A6 Vn + A7 Vn
105ε1 4 4,66m 160 A3 V + F0 V
400 HR 7064 4,84m 240 K2 III
111λ 15 4,93m 1.300 K2,5 III:Ba0,5
400 16 5,01m 126 A6 IV
112μ 2 Alathfar 5,12m 410 A0 IV
400 17 5,22m 143 F0 V
113ν2 9 5,23m 230 A3 V
109ι 18 5,25m (var) 900 B6 IV
400 HR 7162 5,25m 49 F9 V + K1 V
400 HR 7181 5,26m 330 K2 III
400 HR 6997 5,41m 530 B8 IIpHgMn
400 HR 7146 5,44m 266 G8 III
400 HR 6968 5,47m 350 B8 IV
400 HR 7253 5,55m 134 F0 III
400 HR 6845 5,56m 590 B7 IV
400 HR 7237 5,56m 550 M0 III
104δ1 11 5,57m 1.200 B2 V
106ζ2 7 5,59m 158 F0 IVvar
400 HR 7132 5,62m 420 K4 III
400 HR 7044 5,68m 165 F1 III–IV
400 HR 7202 5,69m 790 B5 V
400 HR 7140 5,79m 1.200 G5 III + A8
400 HR 7302 5,85m 910 M0 III
400 HR 7382 5,85m 435 G7 IIIa
400 V542 5,88m (var) 690 B7 IV
113ν1 8 5,91m 1.180 B3 IV
400 19 V471 5,93m (var) 940 B8 IIIpSiSr

Wega (Alpha Lyrae) ist der Hauptstern der Leier und mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,03m auffallend hell – sie ist der fünfthellste Stern am Nachthimmel (nach Sirius, Canopus, Arkturus und Alpha Centauri). Der Stern besitzt die 40-fache Leuchtkraft der Sonne und strahlt ein weißliches Licht ab (Spektraltyp A0). Mit einer Entfernung von 25 Lichtjahren ist sie einer der nächsten helleren Sterne in der Umgebung der Sonne. Wega dreht sich innerhalb von nur 17 Stunden um die eigene Achse, wodurch sie zum Rotationsellipsoid verformt ist und eine uneinheitliche Oberflächentemperatur zeigt: Sie beträgt 7.600 K am Äquator und 10.000 K an den Polen. Der Name Wega leitet sich aus dem Altarabischen ab und bedeutet „der herabstürzende Adler“.

Sheliak (Beta Lyrae) ist ein Mehrfachsternsystem und bedeckungsveränderlicher Stern (siehe Abschnitte Doppelsterne und Veränderliche Sterne). Der arabische Name Sheliak bedeutet „Schildkröte“.

Ein Teil des Sternbildes lag im Erfassungsgebiet des Weltraumteleskopes Kepler, das mittels der Transitmethode systematisch nach Exoplaneten suchte. Bei den Sternen Kepler-62, Kepler-438 und Kepler-442 wurden Planeten entdeckt, die wahrscheinlich in der habitablen Zone liegen.

An LSR J1835+3259 gelang im Jahr 2015 erstmals der Nachweis von Polarlichtern auf einem Himmelskörper außerhalb des Sonnensystems. Die genaue Einordnung von LSR J1835+3259 ist nicht restlos geklärt: Einige Autoren gehen von einem ultrakühlen roten Zwergstern aus, andere von einem Braunen Zwerg.

System Größen Abstand
β 3,4m / 7,1m / 13m / 14,3m / 10,1m / 10,6m 45,7″ / 46,4″ / 64,4″ / 67,1″ / 85,7″
γ 3,3m / 12,1m 13,5″
δ 4,3m / 5,6m 619″
ε 5,0m / 6,1m / 5,1m/ 5,4m 209,5″ / 2,3″ / 2,3″
ζ 4,4m / 5,6m 43,8″
ι 5,3m / 6,1m 0,2″
17 5,3m / 9,1m / 11,9m / 12,2m 291,9″ / 3,2″ / 0,3″

Der rund 1.000 Lichtjahre entfernte Stern Sheliak (Beta Lyrae) – selbst ein spektroskopischer Doppelstern mit einer Periode von 12,91 Tagen – ist von mehreren schwachen Sternen umgeben, und zwar (Magnitude und Abstand in Klammer) Beta Lyrae B (7,1m, 45,7″), C (13m, 46,4″), D (14,3m, 64,4″), E (10,1m, 67,1″) und F (10,6m, 85,7″). Hiervon scheinen nur die Komponenten B und F räumlich zu Sheliak zu gehören, alle anderen Sterne sind Hintergrundsterne.

Einer der wohl bekanntesten Mehrfachsterne des Nachthimmels ist der „doppelte Doppelstern“ Epsilon Lyrae. Dieser besteht aus den Sternen Epsilon1 und Epsilon2 Lyrae, die knapp 3,5 Bogenminuten auseinanderliegen und von Beobachtern mit guter Sehschärfe schon mit bloßem Auge länglich oder gar getrennt gesehen werden können (siehe auch: Augenprüfer). Beide Komponenten sind nun wiederum doppelt mit Abständen von je 2,3″. Ein Fernrohr mit mindestens 6 cm Öffnung zeigt alle vier Sterne. Die Umlaufperioden betragen beim System Epsilon1 (5,0m und 6,1m) rund 1800 Jahre und beim System Epsilon2 (5,1m und 5,3m) rund 720 Jahre. Die beiden Systeme wiederum umkreisen einander einmal in schätzungsweise 340.000 Jahren. Das Epsilon-Lyrae-System liegt 160 Lichtjahre von uns entfernt.

17 Lyrae besitzt in 3,2″ Abstand einen physischen Begleiter neunter Größenklasse (17 Lyrae B). Da 17 Lyrae zudem ein spektroskopischer Doppelstern ist, handelt es sich somit um ein Dreifachsystem. Etwa 292″ von diesem entfernt liegt 17 Lyrae C (GJ 747), mit 27 Lichtjahren Entfernung ein Vordergrundstern, der mit 17 Lyrae folglich nur einen optischen Doppelstern bildet. GJ 747 selbst ist aber ebenso ein physischer Doppelstern, bestehend aus zwei Roten Zwergen, die eine Winkeldistanz von nur 0,3″ sowie eine gegenseitige Umlaufzeit von 5,78 Jahren aufweisen.

Spektroskopische Doppelsterne in der Leier sind (in Klammer die Periode): Sheliak (12,91 Tage), Delta1 Lyrae (88,35 Tage), Zeta1 Lyrae (4,3 Tage), Eta Lyrae (56,4 Tage) und 17 Lyrae (42,88 Tage).

Veränderliche Sterne

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Stern Größe Periode Typ
α −0,02m bis 0,07m 0,19 Tage Delta-Scuti-Stern
β 3,3m bis 4,4m 12,91 Tage Beta-Lyrae-Stern
δ2 4,2m bis 4,3m halbregelmäßig Veränderlicher
19 5,9m bis 6,0m 1,16 Tage Cor-Caroli-Stern
R 3,9m bis 5,0m 46 Tage halbregelmäßig Veränderlicher
RR 7,1m bis 8,1m 0,57 Tage RR-Lyrae-Stern
XY 5,8m bis 6,4m unregelmäßig Veränderlicher (Lc)

Wega (Alpha Lyrae) wurde lange Zeit als fotometrischer Standardstern herangezogen. Im Johnson-Morgan-System waren ihre scheinbare Helligkeit und ihre Farbindices (U−B und B−V) mit 0 definiert. Genaue Messungen zeigen aber, dass Wega ein schwach veränderlicher Stern ist. Sie wird den Delta-Scuti-Sternen zugerechnet; ihre Lichtkurve schwankt mit einer Periode von viereinhalb Stunden in der Größenordnung von einer Zehntel Magnitude.

Der Hauptstern des Systems Sheliak (Beta Lyrae) ist der Namensgeber eines Typs von bedeckungsveränderlichen Sternen, den Beta-Lyrae-Sternen. Es sind Doppelsterne, die sich in engem Abstand umkreisen, wobei einer der Sterne sein Endstadium erreicht und sich zum Riesenstern aufgebläht hat. Das Gas aus der Hülle des Riesensterns strömt auf den Hauptstern über. Bei jedem Umlauf der Sterne (hier: 12,91 Tage) kommt es zur teilweisen Bedeckung, wodurch die Helligkeit periodisch abnimmt. Die Helligkeit von Sheliak beträgt im Maximum 3,3m und sinkt beim Nebenminimum auf 3,9m (der Riese bedeckt den Hauptstern) und beim Hauptminimum auf 4,4m (der Hauptstern bedeckt den Riesen).

Die Leier beherbergt noch einen weiteren Prototyp veränderlicher Sterne, nämlich RR Lyrae. RR Lyrae ist der Namensgeber für eine Klasse von pulsationsveränderlichen Sternen, den RR-Lyrae-Sternen.

Messier- und NGC-Objekte

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Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
56 6779 8,4m Kugelsternhaufen
57 6720 8,8m planetarischer Nebel Ringnebel
6703 11,3m linsenförmige Galaxie
6743 offener Sternhaufen
6765 12,9m planetarischer Nebel
6791 9,5m offener Sternhaufen
IC 1296 14,0m Spiralgalaxie
Stephenson 1 3,8m offener Sternhaufen δ-Lyrae-Haufen
Kronberger 61 planetarischer Nebel

In der Leier befinden sich zwei Objekte, die der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte (Messier-Katalog) aufnahm.

M 56 ist ein Kugelsternhaufen in etwa 30.000 Lichtjahren Entfernung. In einem Fernglas kann er als nebliges Fleckchen ausgemacht werden. Um ihn am Rand in Einzelsterne aufzulösen, benötigt man allerdings ein Teleskop von mindestens 15 cm Öffnung.

Etwa in der Mitte der gedachten Verbindungslinie Beta – Gamma Lyrae befindet sich M 57, der berühmte Ringnebel in der Leier. Es handelt sich um den Überrest eines Sterns, der am Ende seiner Entwicklung die äußere Gashülle abgestoßen hat. Da derartige Sternüberreste früheren Astronomen in ihren Instrumenten wie Planetenscheibchen erschienen, werden sie als planetarische Nebel bezeichnet. Zur Beobachtung des Ringnebels (als flächiges Objekt) benötigt man ein Teleskop oder Fernrohr mit 7 cm Öffnung. Ab 10 bis 12 cm Öffnung wird auch seine Ring-Loch-Gestalt erkennbar, die an einen ovalen Rauchring erinnert.

Ganz in scheinbarer Nähe zum Ringnebel (ca. 4 Bogenminuten entfernt) liegt eine schwache Hintergrundgalaxie, nämlich IC 1296. Visuell ist sie erst mit großen Teleskopen ab 40 cm Öffnung sichtbar.

Um Delta Lyrae befindet sich der Delta-Lyrae-Haufen (Stephenson 1), ein offener Sternhaufen. Der lockere, nur wenige Sterne umfassende Haufen ist schon mit einem Fernglas sichtbar und liegt rund 1.200 Lichtjahre entfernt. Während Delta1 Lyrae ein physisches Haufenmitglied ist, ist Delta2 Lyrae mit 700 Lichtjahren Entfernung nur ein Vordergrundstern.

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