De Papeloze Kerk

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De Papeloze Kerk
Großsteingrab Schoonoord,
Hunebed D49
Das Großsteingrab D49 bei Schoonoord
Das Großsteingrab D49 bei Schoonoord
De Papeloze Kerk (Niederlande)
De Papeloze Kerk (Niederlande)
Koordinaten 52° 49′ 12,1″ N, 6° 46′ 26,3″ OKoordinaten: 52° 49′ 12,1″ N, 6° 46′ 26,3″ O
Ort Coevorden, OT Schoonoord, Drenthe, Niederlande
Entstehung 3300 bis 3250 v. Chr.
van-Giffen-Nr. D49

Das Großsteingrab De Papeloze Kerk (deutsch „die pfarrerlose Kirche“, auch Großsteingrab Schoonoord genannt) ist eine megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Westgruppe der Trichterbecherkultur (TBK) bei Schoonoord, einem Ortsteil von Coevorden in der niederländischen Provinz Drenthe.

Die Megalithanlage wurde von Albert Egges van Giffen (1884–1973) im Jahre 1959 unter Verwendung von Steinen des Großsteingrabs Valthe-Valtherveld (D33) restauriert. Es ist die einzige äußerlich in einen nahezu originalen Zustand versetzte Anlage in den Niederlanden. Das Grab trägt die Van-Giffen-Nummer D49.

Das Grab befindet sich südlich von Schoonoord in einem Waldstück. Etwa 2,8 km südsüdöstlich liegen die beiden Großsteingräber bei Noord-Sleen (D50 und D51).

Der Name De Papeloze Kerk stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert und geht auf calvinistische Versammlungen unter freiem Himmel zurück. Johannes Calvin selbst hielt solche Versammlungen in Nordfrankreich ab und bezeichnete sie als Église sans pape. Zeitgenössische Berichte über diesen Brauch bei Schoonoord existieren allerdings nicht.[1]

Forschungsgeschichte

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19. Jahrhundert

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Das Grab wurde erstmals von Nicolaas Westendorp (1773–1836) erwähnt, der es 1812 besuchte und 1815 hierüber einen Bericht verfasste. Leonhardt Johannes Friedrich Janssen, Kurator der Sammlung niederländischer Altertümer im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, besuchte 1847 einen Großteil der noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande, darunter auch das Grab von Schoonoord, und publizierte im folgenden Jahr das erste Überblickswerk mit Baubeschreibungen und schematischen Plänen der Gräber.[2][3] 1861 und 1867 wurde es durch Steinsucher stark beschädigt. Janssens Nachfolger Willem Pleyte unternahm 1874 zusammen mit dem Fotografen Jan Goedeljee eine Reise durch Drenthe und ließ dort erstmals alle Großsteingräber systematisch fotografieren. Auf Grundlage dieser Fotos fertigte er Lithografien an.[4] Conrad Leemans, Direktor des Rijksmuseums, unternahm 1877 unabhängig von Pleyte eine Reise nach Drenthe. Jan Ernst Henric Hooft van Iddekinge, der zuvor schon mit Pleyte dort gewesen war, fertigte für Leemans Pläne der Großsteingräber an. Leemans’ Bericht blieb allerdings unpubliziert.[5]

20. und 21. Jahrhundert

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Zwischen 1904 und 1906 dokumentierte der Mediziner und Amateurarchäologe Willem Johannes de Wilde alle noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande durch genaue Pläne, Fotografien und ausführliche Baubeschreibungen. Seine Aufzeichnungen zum Grab von Schoonoord sind allerdings verloren gegangen.[6] 1918 dokumentierte Albert Egges van Giffen die Anlage für seinen Atlas der niederländischen Großsteingräber. 1938 und 1958 wurde das Grab durch van Giffen archäologisch untersucht. Im Anschluss an die zweite Untersuchung führte van Giffen eine umfassende Restaurierung durch. Hierfür verwendete er auch die letzten erhaltenen Steine des stark zerstörten Großsteingrabs Valthe-Valtherveld (D33). Diese waren 1956 vom Pionierbataillon der Niederländischen Armee von Valthe nach Schoonoord transportiert worden. 1996 erfolgte eine weitere Restaurierung. Seit 1973 ist die Anlage ein Nationaldenkmal (Rijksmonument).[7] 2017 wurde die Anlage zusammen mit den anderen noch erhaltenen Großsteingräbern der Niederlande in einem Projekt der Provinz Drente und der Reichsuniversität Groningen von der Stiftung Gratama mittels Photogrammetrie in einem 3D-Atlas erfasst.[8]

Der Zugangsbereich zur Grabkammer: rechts wurde die Kammer offen gelassen, links wurde die ursprüngliche Hügelschüttung rekonstruiert

Bei der Anlage handelt es sich um ein ostsüdost-westnordwestlich orientiertes Ganggrab. Die rekonstruierte Umfassung besteht aus 28 Steinen. Einer der Umfassungssteine weist an der Außenseite zwei Schälchen auf.[9] Die Grabkammer war ursprünglich vollständig von einem Hügel bedeckt, der in der westlichen Hälfte der Anlage wieder rekonstruiert wurde. Die Kammer hat eine Länge von 12,1 m und eine Breite von 4,7 m. Sie besitzt sechs Wandsteinpaare an den Langseiten, je einen Abschlussstein an den Schmalseiten und sechs Decksteine. Die Lücken zwischen den Steinen waren ursprünglich mit Trockenmauerwerk verfüllt. Dieses wurde 1959 rekonstruiert. An der Mitte der südlichen Langseite befindet sich der Zugang zur Kammer. Diesem ist ein Gang aus zwei Wandsteinpaaren und einem Deckstein vorgelagert.

Aus dem Grab stammen geringe Reste von Leichenbrand. Die geborgene Menge betrug nur 3,6 g. Die Knochen gehörten zu einem Individuum, dessen Sterbealter und Geschlecht sich nicht mehr bestimmen ließen.[10]

Die Grabkammer enthielt 530 Keramikscherben der Trichterbecherkultur, darunter 310 ohne Verzierung. Die Scherben ließen sich zu 150 Gefäßen rekonstruieren. Von diesen ließen sich etwa 100 typologisch und 87 chronologisch genauer bestimmen. Es handelte sich um steilwandige Becher, Schalen, Kümpfe, Schultertassen, Amphoren, Schultergefäße, Trichterbecher und einen Backteller.[11]

Im Grab wurden auch geringe Reste von verbrannten Tierknochen gefunden. Die geborgene Menge betrug nur 0,9 g. Ob es sich um Reste von Werkzeugen oder von Speiseopfern handelte, ließ sich nicht mehr feststellen.[12]

Die aus dem Grab geborgene Keramik datiert in die Stufen 3–7 des von Anna Brindley aufgestellten typologischen Systems der Trichterbecher-Westgruppe. Dies entspricht dem Zeitraum 3300–2760 v. Chr. Die Errichtung der Anlage fällt in Stufe 3 (3300–3250 v. Chr.). Diesem Zeitraum lassen sich 19 Gefäße zuordnen. Aus Stufe 4 (3250–3190 v. Chr.) stammen 16 Gefäße, woraus sich eine leichte Verringerung der Nutzungsintensität der Anlage ableiten lässt. In Stufe 5 (3190–3075 v. Chr.) erfolgte wieder eine verstärkte Nutzung. Für diesen Zeitraum sind 37 Gefäße belegt. Den Stufen 6 (3075–2860 v. Chr.) und 7 (2860–2760 v. Chr.) lassen sich nur 6 bzw. 9 Gefäße zuordnen, was auf eine stark nachlassende Nutzungsintensität hindeutet.[13][14]

  • Theo ten Anscher: Een inventarisatie van de documentatie betreffende de Nederlandse hunebedden (= R.A.A.P.-Rapport. Band 16). Stichting R.A.A.P., Amsterdam 1988 (Online).
  • Jan Albert Bakker: The Dutch Hunebedden. Megalithic Tombs of the Funnel Beaker Culture. (= International Monographs in Prehistory. Archaeological Series. Band 2). International Monographs in Prehistory, Ann Arbor 1992, ISBN 1-879621-02-9.
  • Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. From ‘Giant’s Beds’ and ‘Pillars of Hercules’ to accurate investigations. Sidestone Press, Leiden 2010, ISBN 978-90-8890-034-1, S. 34, 224 (Onlineversion).
  • Jan Albert Bakker: Augustus 1856: George ten Berge tekent de hunebedden bij Schoonoord, Noord-Sleen en Rolde. In: Nieuwe Drentse Volksalmanak. Band 129, 2012, S. 211–223.
  • Anna L. Brindley: Datering van hunebed ‘De Papeloze Kerk’ (D49) bij Schoonoord (Dr.), op grond van het aardeverk. In: Paleo-aktueel. Band 6, 1994, S. 27–29 (Online).
  • Albert Egges van Giffen: De Hunebedden in Nederland, 3 Bände. Oosthoek, Utrecht 1925.
  • Albert Egges van Giffen: Een gereconstrueerd hunebed. Het gereconstrueerde ganggraf D49, "De Papeloze Kerk" bij Schoonoord, gem. Sleen, prov. Drente. In: Nieuwe Drentse Volksalmanak. Band 81, 1961, S. 189–198.
  • Albert Egges van Giffen: De Papeloze kerk. Het gereonstrueerde Rijkshunebed D49 bij Schoonoord, gem. Sleen. Wolters-Noordhoff, Groningen 1969.
  • Evert van Ginkel: De Hunebedden. Gids En Geschiedenis Van Nederlands Oudste Monumenten. Drents Museum, Assen 1980, ISBN 978-90-70884-18-5.
  • Evert van Ginkel, Sake Jager, Wijnand van der Sanden: Hunebedden. Monumenten van een steentijdcultuur. Uniepers, Abcoude 1999, ISBN 978-90-6825-202-6, S. 189.
  • Eva C. Hopman: A biography of D49, the “Papeloze Kerk” (Schoonoord, Dr.). 2011 (Online).
  • G. de Leeuw: Onze hunebedden. Gids vor Drentse hunebedden en de Trechterbekerkultuur. Flint ’Nhoes, Borger 1984.
  • Mette van de Merwe: Een zoektocht naar cup marks op de Nederlandse hunebedden. Saxion Hogeschool, Deventer 2019, S. (PDF; 20,4 MB).
  • Wijnand van der Sanden, Hans Dekker: Gids voor de hunebedden in Drenthe en Groningen. WBooks, Zwolle 2012, ISBN 978-90-400-0704-0.
  • Nynke de Vries: Excavating the Elite? Social stratification based on cremated remains in the Dutch hunebedden. Masterarbeit, Groningen 2015 (Online).
Commons: De Papeloze Kerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 34.
  2. Leonhardt Johannes Friedrich Janssen: Drenthsche oudheden. Kemink, Utrecht 1848.
  3. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 130.
  4. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 160–162.
  5. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 163–165.
  6. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 173–174.
  7. Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed: 45998 te Schoonoord
  8. De Hunebedden in Nederland – A 3D model collection by Groningen Institute of Archealogy. In: sketchfab.com. Abgerufen am 25. März 2021.
  9. Mette van de Merwe: Een zoektocht naar cup marks op de Nederlandse hunebedden. 2019, S. 45–46.
  10. Nynke de Vries: Excavating the Elite? Social stratification based on cremated remains in the Dutch hunebedden. 2015, S. 12, 50.
  11. Anna L. Brindley: Datering van hunebed ‘De Papeloze Kerk’ (D49) bij Schoonoord (Dr.), op grond van het aardeverk. 1994, S. 27–28.
  12. Nynke de Vries: Excavating the Elite? Social stratification based on cremated remains in the Dutch hunebedden. 2015, S. 17.
  13. Anna L. Brindley: Datering van hunebed ‘De Papeloze Kerk’ (D49) bij Schoonoord (Dr.), op grond van het aardeverk. 1994, S. 28–29.
  14. Anna L. Brindley: The typochronology of TRB West Group pottery. In: Palaeohistoria. Band 28, 1986, S. 93–132 (Online). Jahreszahlen korrigiert nach Moritz Mennenga: Zwischen Elbe und Ems. Die Siedlungen der Trichterbecherkultur in Nordwestdeutschland (= Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. Band 13). Habelt, Bonn 2017, ISBN 978-3-7749-4118-2, S. 93 (Online).