Großer Preis von Italien 1938
Der XVI. Große Preis von Italien fand am 11. September 1938 auf dem Autodromo di Milano in Monza statt. Als Grande Épreuve zählte das Rennen zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1938, wurde aber abweichend von den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (i. W. Rennwagen bis 3 Liter Hubraum mit Kompressor und bis 4,5 Liter Hubraum ohne Kompressor; Mindestgewicht 850 kg; Renndistanz mindestens 500 km) über 60 Runden à 6,993 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 419,58 km entsprach.
Sieger wurde Tazio Nuvolari auf einem Auto Union Typ D[1], der damit den einzigen Saisonerfolg für sein Team bei einem offiziellen Internationalen Grand Prix in der Saison 1938 gegen die bis dahin übermächtige Konkurrenz der Mercedes-Mannschaft erzielte. Mit seinem dritten Platz sicherte sich Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 154 trotzdem überlegen den Europameistertitel.
Das Rennen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einem bis dahin absolut dominanten Saisonverlauf ging die Grand-Prix-Mannschaft von Daimler-Benz mit einer vierfachen Führung in der Fahrerwertung zur Europameisterschaft in den letzten Wertungslauf zum Großen Preis von Italien, der nach seinem Abstecher zum Circuito di Montenero bei Livorno im Vorjahr nun wieder zum angestammten Ort auf das Autodrom von Monza zurückgekehrt war. Rudolf Caracciola, der auf seinen Mannschaftskollegen Manfred von Brauchitsch vier Meisterschaftspunkte Vorsprung hatte, musste damit lediglich noch über 75 % der Distanz kommen, um den Titel unabhängig vom Abschneiden seines Konkurrenten sicher zu gewinnen. Auch Hermann Lang und Richard Seaman hatten bereits Erfolge feiern können, so dass Mercedes-Benz als klarer Favorit ins Rennen ging und mit Lang als Trainingsschnellstem vor von Brauchitsch und Caracciola drei der vier Plätze in der ersten Startreihe erringen konnte.
Dem Team der Auto Union war es dagegen in der Saison bislang nicht gelungen, in die Erfolgsspur zurückzukehren, nachdem ihr Top-Pilot Bernd Rosemeyer zu Jahresbeginn bei einem Rekordversuch ums Leben gekommen war. Auch die Verpflichtung von Tazio Nuvolari zur Mitte der Saison, der Alfa Romeo wegen anhaltender Erfolglosigkeit im Streit verlassen hatte, konnte daran zunächst nichts zu ändern, weil Nuvolari zunächst nicht gut mit dem für ihn ungewohnten Heckmotorwagen zurechtgekommen war. Immerhin war mit Hermann Paul Müller ein talentierter Nachwuchspilot entdeckt worden, der seine aufsteigende Form erneut durch einen Startplatz vor seinem berühmten Teamkapitän unter Beweis stellte.
Überraschenderweise war es auch Müller, der beim Start am schnellsten davonkam und sich im Anschluss hinter Lang zumindest auf der zweiten Position behauptete. Auch Nuvolari ließ sich dieses Mal nicht von der Konkurrenz abhängen und kam hinter Seaman und Caracciola als Fünfter aus der ersten Runde. Stattdessen geriet die Mercedes-Mannschaft zunehmend in Schwierigkeiten: Zunächst geriet in der zweiten Runde Caracciola in die Streckenbegrenzung und musste sein Auto mühsam aus den Strohballen befreien, dann wurde Langs Wagen wegen nachlassender Motorleistung immer langsamer, und als auch Seaman mit brennendem Motor aus dem Rennen schied, fand sich Nuvolari bei seinem Heimrennen in Führung. In der 19. Runde machte von Brauchitsch das Mercedes-Debakel komplett, so dass das Team der Auto Union mit einer Dreifachführung mit Nuvolari vor Stuck und Müller in die zweite Rennhälfte ging.
Am Ende wurde aber auch die Auto Union nicht vom Unheil verschont, als Stuck und Müller durch Motorschäden aus dem Rennen geworfen wurden. Nuvolari zog jedoch seine Runden und fuhr mit einer Runde Vorsprung auf Giuseppe Farina auf dem allerneuesten Modell Alfa Romeo Tipo 316 doch noch den ersten Saisonerfolg für sein Team ein. Mit seinem dritten Platz – wenn auch mit drei Runden Rückstand auf den Sieger – sicherte sich Caracciola die Europameisterschaft, nachdem er sein Auto zwischendurch kurzzeitig an von Brauchitsch übergeben hatte.
Meldeliste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Startaufstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]4 | 3 | 2 | 1 | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Müller 2:34,4 min |
Caracciola 2:33,3 min |
von Brauchitsch 2:33,1 min |
Lang 2:32,4 min | |||
7 | 6 | 5 | ||||
Kautz | Seaman | Nuvolari | ||||
11 | 10 | 9 | 8 | |||
Trossi | Taruffi | Wimille | Biondetti | |||
14 | 13 | 12 | ||||
Stuck | Farina | Villoresi | ||||
17 | 16 | 15 | ||||
Belmondo | Zehender | Ghersi |
Rennergebnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pos. | Nr. | Fahrer | Konstrukteur | Runden | Zeit | Ausfallgrund | EM-Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 22 | Tazio Nuvolari | Auto Union | 60 | 2:41:39,6 h | 1 | |
2 | 30 | Giuseppe Farina | Alfa Romeo | 59 | + | 1 Runde2 | |
3 | 12 | Rudolf Caracciola / Manfred von Brauchitsch |
Mercedes-Benz | 47 | + | 3 Runden3 / – | |
4 | 6 | Clemente Biondetti | Alfa Romeo | 57 | + | 3 Runden4 | |
DNF | 18 | Hermann Paul Müller | Auto Union | 57 | Motor | 4 | |
DQ | 14 | Carlo Felice Trossi | Maserati | 56 | 8 | ||
5 | 2 | Pietro Ghersi | Alfa Romeo | 47 | + 13 Runden | 4 | |
DNF | 36 | Hans Stuck | Auto Union | 41 | Mechanik | 5 | |
DNF | 26 | Hermann Lang | Mercedes-Benz | 35 | Motor | 5 | |
DNF | 8 | Luigi Villoresi | Maserati | 24/29? | Mechanik | 6 | |
DNF | 4 | Manfred von Brauchitsch | Mercedes-Benz | 19 | Mechanik | 6 | |
DNF | 28 | Jean-Pierre Wimille | Alfa Romeo | 17 | 6 | ||
DNF | 18 | Goffredo Zehender | Maserati | 15 | 6 | ||
DNF | 32 | Vittorio Belmondo | Alfa Romeo | 15/18? | 6 | ||
DNF | 16 | Richard Seaman | Mercedes-Benz | 11/14? | Motor | 7 | |
DNF | 34 | Piero Taruffi | Alfa Romeo | 10/14? | Mechanik | 7 | |
DNF | 24 | Christian Kautz | Auto Union | 2 | 7 |
Schnellste Rennrunde: Hermann Lang (Mercedes-Benz), 2:34,2 min = 163,3 km/h
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- XV Gran Premio d'Italia. www.teamdan.com, abgerufen am 11. August 2014 (englisch).
- Leif Snellman, Felix Muelas: XVIº GRAN PREMIO D'ITALIA. www.kolumbus.fi, 3. Mai 2013, abgerufen am 11. August 2014 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt.