Hilgenroth
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 44′ N, 7° 39′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Altenkirchen (Westerwald) | |
Verbandsgemeinde: | Altenkirchen-Flammersfeld | |
Höhe: | 285 m ü. NHN | |
Fläche: | 2,97 km2 | |
Einwohner: | 294 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 99 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 57612 | |
Vorwahl: | 02682 | |
Kfz-Kennzeichen: | AK | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 32 052 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Rathausstraße 13 57610 Altenkirchen (Westerwald) | |
Website: | www.gemeinde-hilgenroth.de | |
Ortsbürgermeister: | Michael Rüttger | |
Lage der Ortsgemeinde Hilgenroth im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) | ||
Hilgenroth ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld an.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hilgenroth liegt im Westerwald zwischen Altenkirchen und Hamm. Nachbargemeinden sind Breitscheidt im Norden, Seelbach und Volkerzen im Osten, Obererbach und Bachenberg im Süden sowie Busenhausen und Birkenbeul im Westen. Östlich angrenzend liegt das Kloster Marienthal (Ortsteil von Seelbach) im Staatsforst Altenkirchen.
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Jahresniederschlag beträgt 996 mm. Die Niederschläge sind hoch. Sie liegen im oberen Viertel der in Deutschland erfassten Werte. An 85 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monate ist der April, die meisten Niederschläge fallen im Dezember. Im Dezember fallen 1,5 mal mehr Niederschläge als im April. Die Niederschläge variieren mäßig. An 43 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort Hilgenroth wurde erstmals 1428 urkundlich erwähnt. Die Bezeichnung der damaligen Siedlung lautete Heiligenrode oder Hilgerode. Diese Namen lassen hinsichtlich der Entstehung der Gemeinde auf mittelalterliche Rodungen schließen, mutmaßlich in der fränkischen Rodungsperiode des 9. und 10. Jahrhunderts.
Hilgenroth war im 15. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort, zu dem zahlreiche Menschen aus weitentlegenen Teilen des Westerwaldes ebenso wie aus Westfalen, der Eifel, dem Rheinland oder dem Sauerland pilgerten. Mittelpunkt der Gemeinde ist bis heute noch die Hilgenrother Kirche. Aus dem 15. Jahrhundert ist eine Aufzählung von Wunderberichten in der Kirche von Hilgenroth überliefert (Hilgenrother Mirakelbuch).[2] Nach der Einführung der Reformation in der Grafschaft Sayn, zu der Hilgenroth gehörte, endeten die Wallfahrten nach Hilgenroth.[3] Nach der im 17. Jahrhundert erfolgten Landesteilung der Grafschaft Sayn gehörte Hilgenroth zur Grafschaft Sayn-Altenkirchen. Seit 1665 wurde die Hilgenrother Kirche als Simultaneum von Lutheranern und Reformierten gemeinsam genutzt.[4] Auf Betreiben der saynischen Landstände wurde die Lateinschule in Altenkirchen Anfang des 18. Jahrhunderts wieder eröffnet und dem Pfarrer von Hilgenroth als Rektor übertragen.[5] Während des ersten Koalitionskrieges (1792–1797) zogen französische Truppe der Sambre-Maas-Armee bei ihrem Vormarsch durch den Westerwald durch die Ortsgemeinde Hilgenroth und hinterließen erhebliche Zerstörungen.[6]
Durch den Reichsdeputationshauptschluss kam Hilgenroth 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen, das 1806 im Herzogtum Nassau aufging. Nach dem Wiener Kongress gehörte Hilgenroth zum Königreich Preußen. In der preußischen Zeit zählte Hilgenroth zur Bürgermeisterei Altenkirchen im Kreis Altenkirchen und gehörte zum Regierungsbezirk Koblenz in der preußischen Rheinprovinz.
Im Zweiten Weltkrieg war Hilgenroth bereits 1940 Etappenort für die Wehrmacht und wurde 1944 und 1945 erneut zur Einquartierung von Panzerverbänden herangezogen. Anfang 1945 stürzte ein amerikanischer Bomber (B 17) bei Hilgenroth ab. Nach dem Durchzug deutscher Verbände marschierten die Amerikaner am 27. März 1945 in Hilgenroth ein und richteten schwere Artilleriestellungen im Ort ein. Von Kampfhandlungen blieb Hilgenroth allerdings verschont.[7]
Seit Gründung des Landes gehört Hilgenroth zu Rheinland-Pfalz.
- Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Hilgenroth, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[8][1]
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Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat in Hilgenroth besteht aus sechs Ratsmitgliedern und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsbürgermeister von Hilgenroth ist Michael Rüttger.[9]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „Das Wappen der Ortsgemeinde Hilgenroth zeigt unter rotem, von fünffachem Zinnenschnitt geteilten, Schildhaupt, darin ein blaubewehrter und -gezungter goldener leopardierter Löwe, gespalten von Blau und Silber, vorn ein betagleuchteter Kirchturm, hinten ein rotes Lilienkreuz.“[10] | |
Wappenbegründung: Der goldene Leopard auf rotem Grund greift das Wappen der Grafen von Sayn auf und stellt einen territorialen Bezug zur Grafschaft Sayn her, zu der Hilgenroth seit dem Mittelalter gehörte. Die Zinnen unter dem Löwen sind ein Symbol für die frühere Dorfmauer um Hilgenroth, die als Befestigung eine Besonderheit der Umgebung darstellte. Der Kirchturm steht symbolisch für die Kirche in Hilgenroth, die aufgrund ihrer Bauweise eine regionale Besonderheit darstellt und der Kirchturm selbst darüber hinaus das älteste Gebäude in Hilgenroth ist. Das Lilienkreuz versinnbildlicht die Vergangenheit der Ortsgemeinde Hilgenroth als früher bedeutende Pilgerstätte und stellt eine Verbindung zu den Wallfahrten nach Hilgenroth her. Die blau-weiße Farbgebung im unteren Teil des Wappens deutet durch die blau-weißen Farben des Männergesangvereins Hilgenroth, der seit 1866 besteht, auf das Vereinsleben in Hilgenroth hin.[11] |
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Pfarrkirche Hilgenroth weist mit ihrer ältesten Bausubstanz, dem Turm, auf romanische Ursprünge zurück. Bemerkenswert ist die Übereckstellung des Turmes zum Kirchenschiff. Sie ist auf die komplizierte Baugeschichte zurückzuführen und weist darauf hin, dass im ursprünglichen Zustand in Hilgenroth eine weitläufigere mehrschiffige Anlage bestand. Das spätgotische Seitenschiff der Kirche, die Kapelle Unserer lieben Frau, auf 1433 datiert, diente ursprünglich als Gnadenkapelle für ein Muttergottesbild.[12] Nachdem Hilgenroth als Folge der Reformation seine Bedeutung als Wallfahrtsort verloren hatte, konnte die Kirche im Laufe der Zeit nicht mehr unterhalten werden und wurde baufällig. Im Zeitalter des Barock wurde daher das romanische Hauptschiff hinter dem Turm niedergelegt und das gotische Seitenschiff als danach einzig verbliebenes Kirchenschiff weiter genutzt. Auf diese Weise entstand die Übereckstellung des Kirchturms zum Kirchenschiff. Die evangelische Kirche in Hilgenroth zeigt heute eine Abfolge unterschiedlicher Baustile seit dem Mittelalter. Mit dem Kirchturm ist ein Bezug zur Romanik vorhanden, das heutige Hauptschiff entstand während der Gotik und im Barock erfolgten abschließende Umbauten.[13] Erwähnenswert sind die farbenreichen Kirchenfenster des gotischen Chores, die in den 1960er Jahren entstanden und durch ihre Farbigkeit den Kirchenbau in warmes Licht tauchen.
Links des Marienthaler Baches liegt auf einer Anhöhe auf der Gemarkung Hilgenroth der Marienthaler Kreuzweg. Er wurde in den Jahren von 1853 bis 1869 errichtet. In unmittelbarer Nähe befand sich das Kloster Marienthal bei Seelbach.
Siehe auch:
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehrsmäßig wird der Ort durch die Kreisstraßen 37, 51 und 52 erschlossen.
Hilgenroth ist ein verkehrsgünstig gelegenes Naherholungsgebiet mit weitläufigen Wanderwegen rund um den malerisch gelegenen Ort. In der Nähe der Ortsgemeinde verläuft der Fernwanderweg Westerwald-Steig.
Unweit vom Ort entfernt zwischen Hilgenroth und Marienthal befindet sich der Bahnhaltepunkt „Kloster Marienthal“ der Westerwald-Sieg-Bahn, auf welcher die Züge der Linie RB90 (Kreuztal–Siegen–Kirchen–Au (Sieg)–Altenkirchen (Westerwald)–Hachenburg–Nistertal/Bad Marienberg–Westerburg–Diez Ost–Limburg an der Lahn) der Hessischen Landesbahn (HLB), Bereich Dreiländerbahn, nach dem Rheinland-Pfalz-Takt täglich im Stundentakt in beide Richtungen verkehren; von Montag bis Freitag besteht zu den Hauptverkehrszeiten auf dem Abschnitt zwischen Au (Sieg) und Altenkirchen ein Takt von 30 Minuten. Der Bedarfshalt wird unter der Woche jedoch nur zweistündlich, und aufgrund von fehlender Bahnsteigbeleuchtung nur bis Einbruch der Dunkelheit bedient.[14]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die landwirtschaftlichen Flächen in Hilgenroth werden inzwischen nur noch im Nebenerwerb oder von auswärtigen Landwirten bewirtschaftet. Eine Reihe von Handwerksbetrieben bieten Arbeitsplätze im Ort.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gabriel Busch (Hrsg.): Hilgenroth/Marienthal – zwei Wallfahrtsorte, Siegburg, 1982.
- Daniel Schneider: Das Wappen der Ortsgemeinde Hilgenroth, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen, 2003, S. 43–45.
- Daniel Schneider: Die Landstände in der Grafschaft Sayn sowie Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 33. Jahrgang, 2007, S. 213–229.
- Daniel Schneider: Die letzten Kriegstage in Hilgenroth und Umgebung, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen, 2000, S. 109–116 (Teil I) und 2001, S. 124–130 (Teil II).
- Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 2 Bände, Obererbach 2009, ISBN 978-3-00-027494-7 (mit zahlreichen Bezügen zu Hilgenroth).
- Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen, 2015, S. 74–80.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Internetpräsenz der Ortsgemeinde Hilgenroth
- Ortsgemeinde Hilgenroth auf den Seiten der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld
- Literatur über Hilgenroth in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Salome Solf-Maennersdoerfer: Das Hilgenrother Mirakelbuch, in: Gabriel Busch (Hrsg.): Hilgenroth/Marienthal. Zwei Wallfahrtsorte, Siegburg 1982, S. 193–240.
- ↑ Zur konfessionellen Entwicklung vgl. Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 2015, S. 74–80.
- ↑ Vgl. Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 2015, S. 79.
- ↑ Daniel Schneider: Die Landstände in der Grafschaft Sayn sowie Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 33. Jahrgang, 2007, S. 227.
- ↑ Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Obererbach 2009, Bd. 1, Seite 228–234.
- ↑ Daniel Schneider: Die letzten Kriegstage in Hilgenroth und Umgebung, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen, 2001, S. 124–127.
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Mein Dorf, meine Stadt: Zeitreihe Bevölkerungsstand. Abgerufen am 29. September 2021
- ↑ Hilgenroth, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024
- ↑ Daniel Schneider: Das Wappen der Ortsgemeinde Hilgenroth, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 2003, S. 44.
- ↑ Daniel Schneider: Das Wappen der Ortsgemeinde Hilgenroth, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 2003, S. 45.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz/Saarland. 2. bearbeitete und erweiterte Auflage, Berlin 1984, S. 371.
- ↑ Margot Bitterauf-Remy (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Altenkirchen, Düsseldorf 1935, S. 115–117.
- ↑ Web-Bahnhofstafel. Abgerufen am 19. Februar 2022.