Landkreis Stockach
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten (Stand 1972) | ||
Koordinaten: | 47° 55′ N, 9° 0′ O | |
Bestandszeitraum: | 1938–1972 | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Südbaden | |
Verwaltungssitz: | Stockach | |
Fläche: | 613 km2 | |
Einwohner: | 52.432 (27. Mai 1970) | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km2 | |
Kfz-Kennzeichen: | STO | |
Kreisschlüssel: | 08 3 44 | |
Kreisgliederung: | 59 Gemeinden | |
Lage des Landkreises Stockach in Baden-Württemberg | ||
Der Landkreis Stockach war ein Landkreis in Baden-Württemberg, der im Zuge der Kreisreform am 1. Januar 1973 aufgelöst wurde.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landkreis Stockach lag im Süden Baden-Württembergs.
Geographisch hatte der Landkreis Stockach im Norden mit der Hegaualb und dem Südosten des Großen Heubergs Anteil an der Schwäbischen Alb. Das südliche Kreisgebiet gehörte zum Hegau und reichte bis an den Überlinger See des Bodensees. Die Kreisstadt Stockach lag im Süden des Kreisgebiets.
Nachbarkreise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine Nachbarkreise waren 1972 im Uhrzeigersinn beginnend im Norden Balingen, Sigmaringen, Überlingen, Konstanz, Donaueschingen und Tuttlingen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bezirksamt Stockach
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet des späteren Landkreises Stockach gehörte vor 1800 zu verschiedenen Herrschaften, darunter zuletzt zum Oberamt Nellenburg in Vorderösterreich. Das Gebiet fiel 1805 an das Königreich Württemberg und gelangte durch den Grenzvertrag zwischen Württemberg und Baden 1810 an das Großherzogtum Baden, das zunächst mehrere Ämter, darunter die Ämter bzw. Bezirksämter Pfullendorf, Überlingen, Herdwangen, Meßkirch, Stetten und Stockach bildete, die sich im Laufe der Geschichte mehrmals veränderten bzw. teilweise aufgelöst wurden.[1] Sie gehörten zum Seekreis. Ab 1864 gehörte das Amt Stockach, nun explizit Bezirksamt genannt, zum Kreis Konstanz im Landeskommissärbezirk Konstanz.[2]
Am 1. April 1883 wechselte die Gemeinde Aach vom Bezirksamt Stockach zum Bezirksamt Engen sowie die Gemeinde Mahlspüren im Tal vom Bezirksamt Überlingen zum Bezirksamt Stockach.[3] Am 1. Oktober 1936 wurde das Bezirksamt Stockach um sämtliche Gemeinden des aufgelösten Bezirksamts Meßkirch sowie die Gemeinden Aach, Eckartsbrunn und Honstetten des aufgelösten Bezirksamts Engen vergrößert.[4]
Landkreis Stockach
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem 1. Januar 1939 hieß das Bezirksamt Stockach Landkreis Stockach.[5]
Nach der Bildung des Landes Baden-Württemberg 1952 gehörte der Landkreis Stockach zum Regierungsbezirk Südbaden. Durch die Gemeindereform ab 1970 veränderte sich das Kreisgebiet in zwei Fällen. Am 1. September 1971 vereinigte sich die Gemeinde Heinstetten mit der Stadt Meßstetten, Landkreis Balingen, und verließ somit den Landkreis Stockach. Am 1. April 1972 wurde die Gemeinde Beuren an der Aach mit der Stadt Singen (Hohentwiel), Landkreis Konstanz, vereinigt und verließ damit ebenfalls den Landkreis Stockach.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Stockach im Zuge der baden-württembergischen Kreisreform aufgelöst. Seine Gemeinden wurden im Wesentlichen auf die Landkreise Konstanz und Sigmaringen verteilt; der Landkreis Konstanz wurde Rechtsnachfolger des Landkreises Stockach. Vier Gemeinden kamen zum Landkreis Tuttlingen und zwei zum Zollernalbkreis.[6] Die Gemeinden des ehemaligen Landkreises Stockach gehören seitdem zu den Regierungsbezirken Freiburg und Tübingen.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bezirksamt
Jahr | Einwohner | Quelle |
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1814 | 12.889 | [7] |
1834 | 17.173 | [8] |
1852 | 19.703 | [9] |
1871 | 19.818 | [10] |
1890 | 18.715 | [11] |
1910 | 19.246 | [12] |
1925 | 19.526 | [13] |
1933 | 19.664 | [13] |
- Landkreis
Jahr | Einwohner | Ausländer/anteil |
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17. Mai 1939 | 36.216 | |
13. September 1950 | 40.793 | |
6. Juni 1961 | 47.219 | |
31. Dezember 1963 | 49.450 | 1.434 / 2,9 %[14] |
27. Mai 1970 | 52.432 |
Alle Einwohnerzahlen – außer 1963 – sind Volkszählungsergebnisse.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Landrat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Oberamtmänner bzw. Landräte des Bezirksamts bzw. Landkreises Stockach 1806–1972:
- 1806–1808: Gianluca Carmona Fidel Burkard
- 1809–1810: Immanuel Israel Hartmann
- 1810–1811: Johann Baptist Sebastian Freiherr von Sonnenthal
- 1811–1819: Karl Müller
- 1819–1826: Martin Mors
- 1826–1842: Vinzenz Eckstein
- 1842–1848: Joseph Rieder
- 1848–1850: Marquard Georg Metzger
- 1850–1852: Otto Leopold
- 1852–1860: Markus Klein
- 1860–1876: Berthold Hatz
- 1876–1882: Theodor Clauss
- 1882–1886: Alexander Pfisterer
- 1886–1888: Albert Gautier
- 1888–1893: Julius Becker
- 1893–1898: Gustav Altfelix
- 1899–1902: Gustav Arnold
- 1903–1906: Hermann Korn
- 1906–1908: August Maier
- 1908–1919: Friedrich Pfaff
- 1919–1921: Adalbert Stehle
- 1921–1922: Helmut Müller
- 1922–1931: Alfred Hagenunger
- 1931–1935: Max Dittler
- 1935–1936: Gustav Schultheiß
- 1936–1937: Rudolf Goldschmidt
- 1938–1945: Wilhelm Hefft
- 1945:Felix Becker (als Vertreter)
- 1945–1947: Wilhelm Liebherr
- 1947:Friedrich Leiser (kommissarisch)
- 1948–1954: Karl Wilhelm Kraut
- 1955–1972: Viktor Huber von Gleichenstein
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen des Landkreises Stockach zeigte in von Gold und Blau gespaltenem Schild vorne drei übereinander liegende blaue Hirschstangen, hinten einen rot bezungten goldenen Löwen, der in seinen Pranken eine silberne Hellebarde an rotem Stiel hält. Das Wappen wurde vom Innenministerium Baden-Württemberg am 24. Oktober 1963 verliehen.
Die Hirschstangen waren Wappensymbole der Herren von Nellenburg, deren Sitz in Stockach war. Die Blasonierung wurde dem Wappen der Grafen von Veringen entlehnt. Der Löwe entstammt dem Wappen der Herren von Zimmern, welche die Herrschaft über das Gebiet um Meßkirch innehatten.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch das Kreisgebiet führte keine Bundesautobahn (die A 81 existierte damals noch nicht). Daher wurde der Kreis nur durch die Bundesstraßen 31, 14, 313 und mehrere Kreisstraßen erschlossen.
Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Landkreis Stockach gehörten ab 1936/1939 zunächst 59 Gemeinden, davon 3 Städte.
Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang im Landkreis Stockach machten am 1. Juli 1972 die Gemeinden Hindelwangen und Wiechs, die sich mit der Stadt Stockach bzw. mit der Gemeinde Steißlingen vereinigten. In der Folgezeit reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig, bis der Landkreis Stockach schließlich am 1. Januar 1973 aufgelöst wurde.
Die größte Gemeinde des Landkreises war die Kreisstadt Stockach. Die kleinste Gemeinde war Schwackenreute.
In der Tabelle stehen die Gemeinden des Landkreises Stockach vor der Gemeindereform. Die Einwohnerangaben beziehen sich auf die Volkszählungsergebnisse in den Jahren 1961 und 1970.[6]
Kfz-Kennzeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen STO zugewiesen. Es wurde bis zum 31. Dezember 1972 ausgegeben.
Seit dem 1. März 2021 wird das Unterscheidungszeichen STO im Landkreis Sigmaringen im Rahmen der Kennzeichenliberalisierung wieder ausgegeben. Im Landkreis Konstanz ist es seit dem 1. April 2021 ebenfalls wieder erhältlich.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Götz: Amtsbezirke und Kreise im badischen Bodenseegebiet. Ihre Entwicklung seit 1803 und ihre wichtigsten Organe. Chronologische Übersicht und Personalien. Herausgegeben im Auftrag der Landkreise Konstanz, Stockach und Überlingen in Verbindung mit dem Verein für Geschichte des Hegaus e. V. (Hegau-Bibliothek Band 17). Radolfzell: Verlag Huggle und Meurer, 1971.
- Landkreis Stockach. (= Die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs in Wort und Zahl; Heft 59). Hrsg. vom Innenministerium und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, Bearbeitung und Druck Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 1972.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Regierungsblatt des Großherzogtums Baden 1810, S. 356
- ↑ Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1863, S. 399
- ↑ Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogthum Baden 1883, S. 51
- ↑ Badisches Gesetz- und Verordnungs-Blatt 1936, S. 80
- ↑ ÖNB-ALEX – Deutsches Reichsgesetzblatt Teil I 1938. Abgerufen am 3. August 2024.
- ↑ a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 502 f. (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Johann L. Büchler: Das Großherzogthum Baden : nach seinen Kreisen, Hofgerichts-Provinzen u. Amtsbezirken. Müller, Karlsruhe 1814, OCLC 1069161075, S. 64, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11253526-1 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Großherzogtum Baden (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden. Volkszählung 1834. Band 1836. Braun, Karlsruhe 1836, S. 270, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11040955-0 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Badisches Ministerium des Inneren (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogthums Baden. Volkszählung 1852. Müller, Karlsruhe 1856, S. 20, urn:nbn:de:bsz:31-217873 (blb-karlsruhe.de).
- ↑ Badisches Handelsministerium (Hrsg.): Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung. Volkszählung 1871. Nr. 35. Müller, Karlsruhe 1874, S. 236 (google.com).
- ↑ Badisches Statistisches Bureau (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogthums Baden. Volkszählung 1890. Nr. 52. Müller, Karlsruhe 1893, S. 202 (blb-karlsruhe.de).
- ↑ Uli Schubert: Großherzogtum Baden. Volkszählungen 1900 und 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 2022, abgerufen am 3. September 2024.
- ↑ a b verwaltungsgeschichte.de: Landkreis Müllheim
- ↑ Heimat-Chronik. In: HEGAU – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebiets zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Heft 2 (18) 1964, S. 430.