Landkreis Tauberbischofsheim

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Wappen Deutschlandkarte
Landkreis Tauberbischofsheim
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Tauberbischofsheim hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 49° 40′ N, 9° 40′ OKoordinaten: 49° 40′ N, 9° 40′ O
Bestandszeitraum: 1938–1972
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Nordbaden
Verwaltungssitz: Tauberbischofsheim
Fläche: 777 km2
Einwohner: 82.260 (27. Mai 1970)
Bevölkerungsdichte: 106 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: TBB
Kreisschlüssel: 08 2 39
Kreisgliederung: 84 Gemeinden
Lage des Landkreises Tauberbischofsheim in Baden-Württemberg
Karte
Karte

Der Landkreis Tauberbischofsheim war ein Landkreis in Baden-Württemberg, der im Zuge der baden-württembergischen Kreisreform am 1. Januar 1973 aufgelöst wurde.

Der Landkreis Tauberbischofsheim lag im Nordosten Baden-Württembergs.

Geografisch hatte er Anteil am Bauland und an den Ausläufern des Spessart. Die Kreisstadt Tauberbischofsheim lag etwa in der Mitte des Landkreises.

Seine Nachbarkreise waren Anfang 1972 im Uhrzeigersinn beginnend im Nordwesten Miltenberg, Marktheidenfeld, Würzburg, Ochsenfurt (alle in Bayern), Mergentheim, Künzelsau und Buchen.

Vorgeschichte: Bezirksamt Tauberbischofsheim

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Das Gebiet des Landkreises Tauberbischofsheim gehörte vor 1803 hauptsächlich zu den Hochstiften Mainz und Würzburg sowie zur Grafschaft Wertheim und zur Kurpfalz. 1806 kam das Land an Baden, das 1806 zum Großherzogtum erhoben wurde. Es entstanden zunächst eine Vielzahl von Ämtern, deren Gebiete sich in den folgenden Jahren mehrmals änderten. Erst 1813 entstanden die Ämter bzw. Bezirksämter Boxberg, Gerlachsheim, Tauberbischofsheim und Wertheim, wobei das Wertheimer Amt zunächst noch in ein Stadt- und Erstes Landamt sowie ein Zweites Landamt aufgeteilt war, bis es 1819 vereinigt wurde.[1]

1857 wurde das Amt Boxberg aufgelöst und seine Gemeinden dem Amt Krautheim zugeordnet. Sitz des vergrößerten Amtes wurde zunächst Krautheim, doch ab 1863 wieder Boxberg. 1864 wurde das Amt Gerlachsheim aufgelöst und seine Gemeinden dem Amt Tauberbischofsheim zugeordnet. 1872 wurde das Amt Boxberg wieder aufgelöst, 1898 erneut gebildet und 1924 endgültig aufgelöst. Seine Gemeinden kamen überwiegend zum Bezirksamt Tauberbischofsheim, einige auch zum Amt Adelsheim, das seinerseits 1936 aufgelöst wurde. Das Gesetz über die Neueinteilung der inneren Verwaltung vom 30. Juni 1936 hob das Bezirksamt Wertheim auf und ordnete seine sämtlichen Gemeinden dem Bezirksamt Tauberbischofsheim zu.[1]

Vom Bezirksamt zum Landkreis Tauberbischofsheim

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Mit § 1 Abs. 3 der Dritten Verordnung über den Neuaufbau des Reichs vom 28. November 1938 (RGBl. I S. 1675)[2] erhielten diese Verwaltungsbezirke mit Wirkung vom 1. Januar 1939 die Bezeichnung Landkreis.

Im Landkreis Tauberbischofsheim fanden nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende 1946 insgesamt 22.509 Heimatvertriebene aus den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie, Ungarn und dem Sudetenland eine neue Heimat.[3]

Auflösung des Landkreises

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Nach der Bildung des Landes Baden-Württemberg 1952 gehörte der Landkreis Tauberbischofsheim zum Regierungsbezirk Nordbaden. Mit Wirkung vom 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Tauberbischofsheim aufgelöst, und seine Gemeinden gingen ganz im neu mit dem Landkreis Mergentheim gemeinsam gebildeten Tauberkreis auf,[4] der damit Rechtsnachfolger des Landkreises Tauberbischofsheim wurde. 1974 erhielt der neue Landkreis seinen heutigen Namen Main-Tauber-Kreis.[1]

Einwohnerentwicklung

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Alle Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse.

Jahr Einwohner
17. Mai 1939 56.650
13. September 1950 80.491
Jahr Einwohner
6. Juni 1961 76.436
27. Mai 1970 82.260

Die Oberamtmänner bzw. Landräte des Bezirksamts (1813 bis 1938) bzw. Landkreises Tauberbischofsheim (1939 bis 1972):[1][5]

Das Wappen des Landkreises Tauberbischofsheim zeigte in geviertem Schild: 1 in Gold ein sechsspeichiges rotes Rad mit goldener Nabe, 2 in Schwarz ein rot gekrönter und rot bewehrter goldener Löwe, 3 in Schwarz eine schrägliegende, eingekerbte, von Rot und Silber gevierte Fahne an goldener Stange; 4 in Gold eine blaue heraldische Rose. Das Wappen wurde am 19. März 1959 durch das Innenministerium Baden-Württemberg verliehen.

Das Wappen symbolisiert die ehemaligen Herrschaftsgebiete, die sich das Kreisgebiet bis 1803 teilten. Das Rad steht für die Gemeinden, die zum Erzstift Mainz gehörten, der Löwe für die ehemals kurpfälzischen Gemeinden, die Fahne für die Orte des Hochstifts Würzburg und die Rose ist das Wappen der Grafen von Wertheim.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Bundesstraßen 27 und 290 führen durch das Kreisgebiet.

Zum Landkreis Tauberbischofsheim gehörten ab 1938 zunächst 84 Gemeinden, davon 7 Städte. 1939 wurde Niklashausen mit der Gemeinde Höhefeld zusammengeschlossen, dann aber 1960 wieder als eigenständige Gemeinde errichtet.

Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang machten im Landkreis Tauberbischofsheim gleich fünf Gemeinden, als sich diese am 1. Juli 1971 mit ihren Nachbargemeinden zusammenschlossen, und zwar Kupprichhausen und Unterschüpf mit Boxberg, Hundheim mit Külsheim sowie Hochhausen und Impfingen mit Tauberbischofsheim. Auch danach reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig, bis der Landkreis Tauberbischofsheim schließlich am 1. Januar 1973 aufgelöst wurde.

Die größte Gemeinde des Landkreises war die Stadt Wertheim. Die kleinste Gemeinde war Brunntal.

In der Tabelle stehen die Gemeinden des Landkreises Tauberbischofsheim vor der Gemeindereform. Alle heutigen Gemeinden gehören zum Main-Tauber-Kreis. Die Einwohnerangaben beziehen sich auf die Volkszählungsergebnisse in den Jahren 1961 und 1970.[4]

frühere Gemeinde heutige Gemeinde Einwohner
am 6. Juni 1961
Einwohner
am 27. Mai 1970
Angeltürn Boxberg 172 170
Assamstadt Assamstadt 1.486 1.541
Beckstein Lauda-Königshofen 378 361
Bettingen Wertheim 491 547
Bobstadt Boxberg 558 497
Boxberg, Stadt Boxberg 1.021 1.146
Boxtal Freudenberg 521 533
Brehmen Königheim 373 365
Brunntal Werbach 141 131
Dainbach Bad Mergentheim 380 336
Dertingen Wertheim 875 844
Dienstadt Tauberbischofsheim 243 258
Dietenhan Wertheim 223 216
Distelhausen Tauberbischofsheim 716 790
Dittigheim Tauberbischofsheim 806 910
Dittwar Tauberbischofsheim 745 782
Dörlesberg Wertheim 646 652
Ebenheid Freudenberg 307 294
Eiersheim Külsheim 480 485
Epplingen Boxberg 237 220
Freudenberg, Stadt Freudenberg 1.943 2.340
Gamburg Werbach 758 785
Gerchsheim Großrinderfeld 984 1.112
Gerlachsheim Lauda-Königshofen 1.552 1.739
Gissigheim Königheim 845 878
Großrinderfeld Großrinderfeld 1.147 1.154
Grünenwört Wertheim 432 470
Grünsfeld, Stadt Grünsfeld 1.920 1.964
Grünsfeldhausen Grünsfeld 209 223
Heckfeld Lauda-Königshofen 469 533
Hochhausen Tauberbischofsheim 662 667
Höhefeld1 Wertheim 600 523
Hundheim Külsheim 809 741
Ilmspan Großrinderfeld 372 344
Impfingen Tauberbischofsheim 645 692
Kembach Wertheim 458 453
Königheim Königheim 1.800 1.243
Königshofen, Stadt Lauda-Königshofen 1.777 2.455
Krensheim Grünsfeld 354 350
Külsheim, Stadt Külsheim 2.041 3.229
Kupprichhausen Boxberg 376 346
Kützbrunn Grünsfeld 238 249
Lauda, Stadt Lauda-Königshofen 4.797 5.633
Lengenrieden Boxberg 234 218
Lindelbach Wertheim 340 342
Marbach Lauda-Königshofen 205 202
Messelhausen Lauda-Königshofen 506 428
Mondfeld Wertheim 590 675
Nassig Wertheim 1.124 1.113
Niklashausen1 Werbach 482 526
Oberbalbach Lauda-Königshofen 568 601
Oberlauda Lauda-Königshofen 835 883
Oberschüpf Boxberg 409 429
Oberwittighausen Wittighausen 394 365
Paimar Grünsfeld 268 251
Poppenhausen Wittighausen 183 153
Pülfringen Königheim 568 557
Rauenberg Freudenberg 629 667
Reicholzheim Wertheim 1.507 1552
Sachsenflur Lauda-Königshofen 382 374
Sachsenhausen Wertheim 523 530
Schönfeld Großrinderfeld 542 551
Schwabhausen Boxberg 514 503
Schweigern Boxberg 906 868
Sonderriet Wertheim 506 500
Steinbach Külsheim 580 558
Steinfurt Külsheim 152 136
Tauberbischofsheim, Stadt Tauberbischofsheim 6.996 7.883
Uiffingen Boxberg 507 516
Uissigheim Külsheim 716 721
Unterbalbach Lauda-Königshofen 1.160 1.419
Unterschüpf Boxberg 777 723
Unterwittighausen Wittighausen 1.051 1.140
Urphar Wertheim 470 499
Vilchband Wittighausen 355 333
Waldenhausen Wertheim 351 373
Wenkheim Werbach 798 803
Werbach Werbach 1.006 1.019
Werbachhausen Werbach 311 347
Wertheim, Stadt Wertheim 11.329 12.029
Wessental Freudenberg 160 177
Windischbuch Boxberg 386 374
Wölchingen Boxberg 609 628
Zimmern Grünsfeld 520 482

Fußnote:

1 Niklashausen wurde von 1939 bis 1960 mit der Gemeinde Höhefeld vereinigt

Kfz-Kennzeichen

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Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen TBB zugewiesen. Es wird im Main-Tauber-Kreis durchgängig bis heute ausgegeben.

Commons: Landkreis Tauberbischofsheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 85–88.
  2. Österreichische Nationalbibliothek: Deutsches Reichsgesetzblatt Teil I 1867–1945. Nr. 201 – Tag der Ausgabe: 29. November 1938. Online auf alex.onb.ac.at. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  3. Main-Post: 18 Quadratmeter für sechs Personen. Vor 60 Jahren kamen die ersten Transporte mit Heimatvertriebenen aus Ungarn per Bahntransport im damaligen Landkreis Tauberbischofsheim an. Online auf www.mainpost.de. 11. April 2006. Abgerufen am 11. Dezember 2015.
  4. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 480 f. (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997, S. 303f. (Die Großherzoglich-Badischen Oberamtmänner).