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Liste der Stolpersteine in Velten

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Stolpersteine in Velten

Die Liste der Stolpersteine in Velten enthält die Stolpersteine, die in der Stadt Velten (Brandenburg) verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden von ihm in der Regel selbst verlegt.

Die Stolpersteine liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers.

Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ERNA GERSINSKI
GEB. JUNG
JG. 1896
IM WIDERSTAND / KPD
‘SCHUTZHAFT’ 1933
ORANIENBURG
MISSHANDELTy
ÜBERLEBT
Wilhelmstraße 13
Erna Gersinski wurde am 12. März 1896 als Erna Jung in Velten geboren. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete sie als Haushaltshilfe und Schlosserin. Sie schloss sich dem Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) und der USPD an und wechselte 1920 zur KPD. Sie heiratete Gustav Gersinski und war gewähltes Mitglied im Gemeinderat. Seit 1933 wurde sie wegen ihrer politischen Aktivitäten mehrmals verhaftet und in Konzentrationslagern inhaftiert, wo sie auch Misshandlungen erlitt. Nach ihrer Befreiung nach Kriegsende wurde sie Mitglied der SED und in den Stadtrat gewählt. Sie starb am 22. Januar 1964 in Hennigsdorf.[1][2]
HIER WOHNTE
GUSTAV GERSINSKI
JG. 1893
IM WIDERSTAND / KPD
SEIT MAI 1933 INHAFTIERT
IN MEHREREN KZ'S
ENTLASSEN ENDE 1934
VERHAFTET AUG 1944
‘AKTION GITTER’
BERGEN-BELSEN
ERMORDET APRIL 1945
Wilhelmstraße 13
Gustav Gersinski wurde am 15. Mai 1893 in Groß Brausen bei Susz in Westpreußen geboren. In Velten war er mit Erna Gersinski verheiratet und als Gründungsmitglied der KPD-Ortsgruppe Velten politisch organisiert. 1924 wurde er in den Gemeinderat und 1926 als Vorsitzender der KPD-Fraktion in den Kreistag Osthavelland gewählt. Wegen seiner politischen Aktivitäten war er ab 1933 im KZ Sonnenburg verhaftet und kam 1934 zunächst wieder frei. 1944 wurde er erneut verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht. Er starb im April 1945 im KZ Bergen-Belsen.[3][4][1][2]

Nach Gustav Gersinski war in der DDR-Zeit bis Anfang der 1990er Jahre die POS Gustav Gersinski (heute Barbara-Zürner-Oberschule), der Gustav-Gersinski-Park (Viktoriapark) und die Gustav-Gersinski-Straße (Viktoriastraße) in Velten benannt. Ein Gedenkstein für ihn im Viktoriapark war im Denkmalverzeichnis 2013 eingetragen,[5] die Gedenktafel soll im Rathaus eingelagert sein.[4]

HIER WOHNTE
UND PRAKTIZIERTE
DR. ALFRED
LEHMANN

JG. 1887
BERUFSVERBOT 1933
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
TOT 30.9.1937
Breite Straße 74
Alfred Lehmann wurde 1878 geboren. Er war Arzt und verheiratet mit Margarethe Lehmann. Das Paar hatte zwei Kinder: Herbert und Lili. Trotz Berufsverbotes ab 1933 behandelte er Patienten heimlich weiter. Alfred Lehmann starb am 30. September 1937 in Berlin. Seine Frau und seine Kinder konnten nach England emigrieren.[6]
HIER WOHNTE
HERBERT LEHMANN
JG. 1917
FLUCHT 1934
ENGLAND
SCHOTTLAND
Breite Straße 74
Herbert Lehmann wurde 1917 geboren. Er war der Sohn von Alfred und Margarethe Lehmann und Bruder von Lili Lehmann. Herbert Lehmann emigrierte nach England und schließlich nach Schottland. Er studierte. 1939 gelang es ihm seine Mutter und seine Schwester nach England nachzuholen, sein Vater war bereits 1937 verstorben.[6]
HIER WOHNTE
LILI LEHMANN
JG. 1920
FLUCHT 1939
SCHOTTLAND
Breite Straße 74
Lili Lehmann wurde 1920 geboren. Ihre Eltern waren Alfred Lehmann und Margarethe Lehmann. Ihr Vater starb 1937 in Berlin. Lili Lehmann emigrierte 1939 mit der Hilfe ihres Bruders zusammen mit ihrer Mutter nach England.[6]
HIER WOHNTE
MARGARETHE
LEHMANN

GEB. STEIN
JG. 1883
FLUCHT 1939
SCHOTTLAND
Breite Straße 74
Margarethe Lehmann, geborene Stein, wurde 1883 geboren. Sie war mit Alfred Lehmann verheiratet, das Paar hatte zwei Kinder: Herbert und Lili. Ihr Ehemann starb 1937. Margarethe Lehmann und ihre Tochter emigrierten 1939 mit Hilfe des Sohnes nach England[6]
HIER WOHNTE
RICHARD UNGERMANN
JG. 1908
IM WIDERSTAND / ADGB / RFB
‘SCHUTZHAFT’ 1933
VELTENER RATHAUS
MEISSNERSHOF
BESTIALISCH GEFOLTERT
ERSCHOSSEN APRIL 1933
IN DER HAVEL VERSENKT
Wilhelmstraße 19
Richard Ungermann wurde am 9. Juli 1908 geboren. Er arbeitete als Ofenarbeiter im Stahlwerk Hennigsdorf und war Mitglied der KPD. Am 14. Mai 1933 wurde er mit anderen Widerstandskämpfern verhaftet und in das KZ Meissnershof gebracht, wo er am 16. Mai 1933 erschossen und danach, eingenäht in einen Sack, in die Havel bei Hennigsdorf geworfen wurde.

Nach Richard Ungermann war in Velten die Ungermannstraße (heutige Wilhelmstraße) und seit 1976 die POS „Richard Ungermann“ (seit 1998 Linden-Grundschule) benannt. Eine Gedenktafel am Haus Wilhelmstraße 19 war im Denkmalverzeichnis eingetragen, das Haus existiert jedoch nicht mehr. Die Gedenktafel trug ursprünglich die Inschrift: „In diesem Hause wohnte Richard Ungermann, geb. 9.7.1908, Mitglied der KPD. Am 14.5.1933 verhaftet und in das SA-Konzentrationslager Oranienburg/Brauerei, Teillager Meisnershof verschleppt, fand er nach entsetzlichen Folterungen im Mai 1933 den Tod.“ in den 1980er Jahren ersetzt durch: „Hier wohnte der antifaschistische Kämpfer Richard Ungermann geb. 9.7.1908 am 16.5.1933 von den Faschisten ermordet“.[5][4][1][2]

Die Verlegung der ersten vier Stolpersteine in der Breiten Straße 74 in Velten erfolgte durch Gunter Demnig persönlich am 30. März 2015.[7] Am 20. Februar 2020 verlegte er drei weitere Stolpersteine in der Wilhelmstraße.[8]

Commons: Stolpersteine in Velten – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Marco Winkler: Drei neue Stolpersteine: „Wir sollten wachsam sein“. In: moz.de. 8. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  2. a b c Roland Becker: Gedenken: Velten erhält drei weitere Stolpersteine. In: moz.de. 21. Oktober 2019, abgerufen am 19. Februar 2020.
  3. Holocaust Survivors and Victims Database - Gustav Gersinski. In: ushmm.org. Abgerufen am 19. Februar 2020.
  4. a b c Ulrike Puvogel, Stefanie Endlich: Velten. In: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus: Eine Dokumentation. Band 2. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, ISBN 3-89331-391-5, S. 362.
  5. a b BP 41 umweltbezogene Stellungnahmen (PDF; 14,6 MB) In: velten.de ( Denkmalliste 2013) abgerufen am 19. Februar 2020.
  6. a b c d Marion Bergsdorf: Stolpern und erinnern in Borgsdorf und Velten In: maz-online.de, 31. März 2015, abgerufen am 21. Februar 2020.
  7. Stolpersteine in Velten verlegt. (Memento vom 23. Februar 2017 im Internet Archive) Moz.de; 30. März 2015. (Bildergalerie von der Verlegung)
  8. Roland Becker: Mahnung: Drei Stolpersteine für drei Schicksale. In: moz.de. 20. Februar 2020, abgerufen am 21. Februar 2020.