Hier werden bereits sehr weit entwickelte Artikel aus der Region vorgestellt. Vielleicht hat jemand Lust, diese noch weiter zu verfeinern.
Zur Abwechslung mal ein Artikel zum Thema „Back to the Romans“ für die lokale Hürther Geschichte und historische Geographie:
Die Spuren, die die Römer in Hürth hinterlassen haben, sind vielfältig und auch heute noch im Stadtgebiet von Hürth erkennbar oder erschließbar. Bei der monographischen Aufarbeitung im Jahr 2014 konnten 58 römische Fundstellen aufgenommen werden.
Am augenfälligsten sind die Altstraßen, deren bedeutendste die heute Agrippa-Straße Köln-Trier genannte Römerstraße, deren Verlauf mit der Luxemburger Straße weitestgehend identisch ist. Zwischen Efferen und Hermülheim wurde ein archäologischer Suchschnitt durch die Straße angelegt. Die Straße besteht dort aus angeschüttetem Kies, in dem auch Fahrspuren beobachtet worden sind. Es lassen sich zwei Erneuerungsmaßnahmen feststellen. Die Breite wuchs von ursprünglich 4,20 m bis auf 9 m an, die Dicke des Straßenkörpers betrug 55 cm. Da die Oberfläche gewölbt war, konnte das Regenwasser zu den Seiten abfließen.
Die diese in Hermülheim kreuzende Bonnstraße muss als Supervisions-Straße für die Eifelleitung angesehen werden, genau wie die Kreuzstraße-Bachstraße-Berrenrather Straße für die Hürther Leitung und die Weiterführung der Leitungen nach der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dem heutigen Köln.
Bevor die Eifelwasserleitung erbaut wurde, kam das Kölner Wasser über mehrere Römische Wasserleitungen in Hürth, die an der Burg Hermülheim zusammengefasst wurden, und dann entlang der heutigen Berrenrather Straße nach Köln führten. Die Hauptleitung kam aus dem Tal des Duffesbachs. Auch Teile der Eifelleitung wurden auf Hürther Gebiet ergraben. So barg man 1989 im Rahmen von Baumaßnahmen im Bereich der Friedrich Ebert-Straße 10 ein gut erhaltenes Teilstück der Leitung, das in neun Teilstücke zerlegt nun als Anschauungsmaterial bei „Wasserversorgern“ aufgestellt wurde, so beim Leichtweiß-Institut der TH Braunschweig, der Trinkwasseraufbereitung an der Wahnbachtalsperre, dem Wasserwerk Am Staad, Düsseldorf, und beim Verwaltungsgebäude der Energieversorgung Mittelrhein. Auch andere Teilstücke, die moderner Bebauung weichen mussten, wurden geborgen und transloziert. Während die Leitung am Hang der Ville bis zur Burg Hermülheim unterirdisch geführt wurde, überbrückte sie den Rest der Strecke bis Köln oberirdisch als Aquädukt.
Es wurden mehrere römische Villae rusticae auf Hürther Gebiet in Teilen ausgegraben. Eine mit Grundmauern im Boden erhaltene im Hürther Tälchen an der heutigen Straße Römerhof gelegene Villa wurde 1953/57 von Waldemar Haberey teilweise ausgegraben und dokumentiert. Nach den an verschiedenen Stellen beobachteten, nicht zusammenhängenden Mauern wurde in der älteren Forschung ein Ausmaß von 80 x 30 m rekonstruiert. Damit würde sie zu den großen landwirtschaftlichen Bauten im Gebiet der Ubier gehören. Nach neueren Ausführungen ist aber nicht gesichert, ob es sich nicht doch um Überreste von Haupt- und Nebengebäuden handelt. Daher sind keine gesicherten Angaben zur Größe des Haupthauses möglich. Weitere Mauerreste wurde wenig weiter den Hang herab an der Kohlhaasmühle angetroffen, sie gehören wohl als Nebengebäude zur Villa. Abgebaggert aber dokumentiert wurden Villae in den Braunkohlegruben zwischen Berrenrath und Weiler Berrenrath (1943), sowie im Feld Theresia östlich von Alt-Hürth (1981). Der Bautypus der einzelnen Anlagen ist jeweils nicht mit Sicherheit rekonstruierbar. Beim Hauptgebäude in Berrenrath (1943) handelt es sich um eine Villa des „Hallentypus“ mit einem großen zentralen Raum, das Haus verfügte möglicherweise über Eckrisalite. Funde von Hypokaustenziegeln geben Hinweise auf den dortigen Wohnkomfort.
Bei der Kartierung unterschiedlicher Siedlungsanzeichen (zum Beispiel im Hambacher Forst beziehungsweise im Gebiet des Tagebau Hambach) wurde ermittelt, dass diese Villen ungefähr zwischen 300 m und 800 m voneinander entfernt gelegen haben. Ausgehend von diese Abständen lässt sich die Wirtschaftsfläche der Höfe ungefähr abschätzen, diese betrug wohl oft zwischen 50 und 100 Hektar. Für das Rheinland ist diese Besiedlungsdichte in römischer Zeit nicht ungewöhnlich.
Hinweise auf ehemalige Villen können beispielsweise Lesefunde von römischen Scherben oder Baumaterial bieten. Auch die Gräber, wie etwa in Efferen, Fischenich und Hermülheim, lassen wohl auf die Nähe ehemaliger Wohnplätze schließen.
An der ehemaligen, heute abgebaggerten und umgeleiteten Luxemburger Straße wurde 1923 gegenüber dem damaligen Villenhaus an der Grenze zu Brühl ein Burgus, eine Befestigungsanlage zum Schutz der Römerstraße, ergraben, nachdem dort 1875 erste Artefakte gefunden worden waren.
An der Stadtgrenze zu Brühl ebenfalls an der ehemaligen Luxemburger Straße wird der auf der Tabula Peutingeriana verzeichnete, also damals bedeutsame, Ort M()nerica vermutet. Mögliche Überreste wurden 1925 beim Tiefpflügen des ehemaligen Ackerbodens aufgelesen und durch Peter Anton Tholen bestimmt. Sie sind nicht erhalten. Grabungen fanden nicht statt. Das Gelände wurde durch die Grube Hürtherberg ausgekohlt.
Ein größeres Gräberfeld wurde in Hermülheim 1987 sowie 2004/5 am alten Bahnhof ergraben. Es handelt sich um drei Brandgräber in Aschenkisten und etwa 40 Körpergräber. Die anthropologische Auswertung hat ergeben, dass einige der Verstorbenen über 60 Jahre alt geworden sind. Zwei Männer (aus Grab 5 und aus Grab 15) waren über 1,70 m groß. Ein Mann (aus Grab 38) litt unter einem Nierenstein, viele der Bewohner hatten Karies. Für einige der Toten konnten anthropologische Verwandtschaftsnachweise geführt werden, eine derart nachgewiesene Familie liegt als Gruppe zusammen.
Im Gräberfeld von Hermülheim sind Grabbeigaben relativ häufig. Besonders oft erhielten die Toten Speise- und Trinkgeschirr aus Ton und Glas. Von diesen Beigaben ausgehend lassen sich Rückschlüsse auf antike Tischsitten ziehen, die in der Spätantike im Rheinland noch bekannt waren. So haben sich die Menschen bei Gastmählern mit gläsernen Schalen zugeprostet, diese Schalen wurden dann beim Begräbnis den Toten auf den Oberkörper gelegt. Weitere Beigaben stammen aus dem Bereich der Kosmetik und der Hygiene. Frauen erhielten gelegentlich Schmuck. Eine goldene Herkuleskeule aus Aschenkiste Grab 19 des 3. Jahrhunderts weist ebenso auf die Anwesenheit einer wohlhabenden und angesehenen Familie hin wie silberne Bestandteile eines Offiziersgürtels aus der gleichen Zeit (Grab 4). Im 4. und 5. Jahrhundert wurden einigen weiteren Männern Militärgürtel ins Grab gelegt. Da die Lage der Metallbestandteile in den Befunden sehr sorgfältig beobachtet und dokumentiert worden ist, lassen sich zwei Gürtel rekonstruieren. Die Besitzer von Militärzubehör aus dem Gräberfeld von Hürth-Hermülheim sind zwischen 45–50 und 60–65 Jahren alt geworden. Daher waren sie wohl keine aktiven Soldaten mehr, sondern Veteranen. Die Beigabe von aufwändig gestalteten Militärgürteln und anderen Dingen (darunter ein Becher mit mutmaßlich germanischem Namensanfang) sind Anzeichen dafür, dass in spätrömischer Zeit in Hürth-Hermülheim auch germanische Söldner und ihre Familien bestattet worden sind.
Ein Gräberfeld mit einem Steinsarg, einem Bleisarg und zwei Würfelsärgen mit Beilagen wurde 1874 beim Bau der Bahnstrecke Hürth-Kalscheuren–Ehrang im unteren Teil Fischenichs aufgefunden. Ein kleineres Gräberfeld mit fünf Brandgräbern wurde im Innenhof der Burg Fischenich entdeckt, ein weiteres mit Aschenkisten und einem Steinsarg wurde 1934 bei Aldenrath gefunden. Ein weiterer Steinsarg wurde dort 1952 aufgedeckt. Er ist heute am Schwimmbad aufgestellt. Einzelgräber, darunter auch ein Bleisarg (1902), wurden an mehreren Stellen, so in der Nähe der Luxemburger Straße und auf dem Gelände der Braunkohlegruben aufgefunden. Da bei zufälligen Entdeckungen häufig nicht weiter nachgesucht wurde, lässt sich meist nicht ermitteln, ob es sich dabei um Teile größerer Gräberfelder handelt. Gottschalk listet – ohne Wasserleitungen – 61 Hürther Fundplätze des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland auf.
Das Römergrab in Efferen, eine Doppelgrabkammer mit zwei Steinsärgen, wurde 1899 beim Bau des ersten Stationsgebäudes der Vorgebirgsbahn entdeckt. Sie wurde unter dem Wohnhaus teilweise rekonstruiert und konserviert und ist nach Vereinbarung zu besichtigen. Eine weniger aufwändige Grabkammer liegt unweit von Efferen am Kalscheurer Weiher.
Besonders interessant ist der Fund von mehreren Matronensteinen für die bislang nur aus dem Hürther Gebiet bekannten audrinehischen Matronen, die als Spolien in einem (möglicherweise fränkischen) Grab in Hermülheim wiederverwendet worden waren. Das zugehörige Heiligtum konnte nicht lokalisiert werden, es lag vermutlich nicht weit entfernt. Die auf den Steinen überlieferten Stifternamen sind die frühesten Namenszeugnisse aus dem Stadtgebiet von Hürth. Der Hürther Autor Elmar Brohl stellt die These auf, dass der undeutbare Name Hürth mit diesen Gottheiten zusammenhängt. Wenn man den Namen aspiriert, die Lautwandlung des au zu Französisch o (Aureum = or, St Audomar = St. Omer) und das häufige Umspringen des r (Born > Brunnen) in Betracht zieht, ist der Gedanke nicht ganz abwegig.
Beim Abriss der der Gleueler Kirche kamen schon 1893 einige als Spolie vermauerte römische (sowie fränkische) Steindenkmäler zu Tage. Auf einem großen Matronenaltar sind zwei Frauen beim Opfer dargestellt, dieser trägt keine Inschrift. Ein weiterer Weihestein wurde nach der Inschrift im Jahr 201 für die Ahueccanischen Göttinnen Aveha und Helliseva gestiftet.
Zu den Spolien aus der Kirche von Gleuel gehört auch ein Altar für Jupiter. Eine weitere Weiheinschrift für den höchsten römischen Gott ist auf dem dort gefundenen Sockel einer Jupitersäule angebracht. Bemerkenswert ist, dass der Stifter Gaius Iunius Frontinius die Säule laut Inschrift nach einem Traum auf des Gottes eigenen Befehl aufstellen ließ. An mehreren anderen Stellen auf Hürther Stadtgebiet sind Fragmente von weiteren Jupiersäulen aufgefunden worden.