Birmingham Small Arms Company

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Aktie der Birmingham Small Arms Company Ltd. vom 18. Juli 1930
BSA von 1920
BSA
Side Valves- (seitengesteuerter) Einzylindermotor mit 500 cm³
BSA Golden Flash (Ende der 1950er)

Die Birmingham Small Arms Company, kurz BSA, ist ein britischer Motorradhersteller sowie ehemaliger Automobil-, Fahrrad- und Waffenproduzent in Birmingham, England.

BSA wurde 1861 von vierzehn Büchsenmachern gegründet, die Mitglieder der Birmingham Small Arms Trade Association (Birminghamer Handfeuerwaffen Innung) waren. Diese Vereinigung lieferte während des Krimkrieges 1853–1856 Waffen an die britische Regierung.

Das Unternehmen gründete neue Unternehmenszweige, nachdem sich der Waffenhandel verschlechterte. Die Produktion von Fahrrädern begann in den 1880er-Jahren, 1903 wurde das erste Versuchs-Motorrad des Unternehmens konstruiert.

Der erste Prototyp eines Automobils wurde 1907 produziert. Schon im nächsten Jahr verkaufte das Unternehmen 150 Automobile.

Ab 1909 bot BSA eine Reihe von Motorrädern zum Verkauf an. 1910 erwarb das Unternehmen die britische Daimler Motor Company, um ihre Automobile mit deren Motoren auszustatten.

Erster Weltkrieg

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Während des Ersten Weltkrieges wandte sich das Unternehmen wieder der Rüstungsproduktion zu und breitete seine Geschäftsfelder weiter aus. BSA produzierte Gewehre und das Lewis-Maschinengewehr, aber auch Granaten sowie Motorräder und andere Gefährte für diesen Krieg.

Zwischen den Weltkriegen

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1920 erwarb der Konzern den Nachlass des nur kurzlebigen Flugzeugbauers Airco und 1931 den Automobilhersteller Lanchester. In den 1930er Jahren beschloss das Direktorium, die seit dem Ersten Weltkrieg eingelagerten Rüstungs-Werkzeugmaschinen wieder in Betrieb zu nehmen. Diese waren auf eigene Kosten im Unternehmen gelagert worden, in der Hoffnung, BSA würde wieder als patriotischer Rüstungsbauer gefragt sein.

Besonders erfolgreich war BSA mit dem Bau von schweren Einzylinder-Motorrädern, der „M“ Baureihe. Die M20/21/22 waren allesamt seitengesteuerte Einzylinder. Später gab es auch Modelle mit im Kopf hängenden Ventilen (OHV).

BSA-Motorräder wurden in weite Teile der Welt exportiert und galten als sehr zuverlässig.

Zweiter Weltkrieg

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Im Zweiten Weltkrieg besaß BSA 67 Fabriken und war gut aufgestellt, um den Bedarf von Gewehren und Munition zu bedienen. BSA produzierte auch unter Lizenz. Während des Krieges produzierten sie über 1 Million Lee-Enfield-Gewehre und eine halbe Million Browning-Maschinengewehre. Die Kriegsproduktion beinhaltete auch die Herstellung von Motorrädern. BSA lieferte 126.000 M20-Motorräder an die Streitkräfte, von 1937 an und später bis 1950 zusätzlich Militärfahrräder inklusive des Paratrooper-Fahrrades. Zur gleichen Zeit produzierte die Daimler Motor Company gepanzerte Wagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

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1954 entstand als Prototyp ein dreirädriges Automobil.[1]

1956 gab es letztmals ein Automobil der Marke „Lanchester“. Die Lanchester-Gesellschaft wurde im Jahr 1960 zusammen mit Daimler von Jaguar übernommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen britische Diplomaten im Zuge des Ausgleichs für den erlittenen Schaden Pläne der in Deutschland sehr verbreiteten DKW RT 125 mit nach England. Bei BSA wurde ein fast baugleiches Modell, die BSA Bantam, nach diesen Originalplänen lange Zeit weiter gefertigt.

Wenn man heutzutage über BSA Motorräder spricht, fällt automatisch der Begriff „Gold Star“. Die BSA DBD 34 Goldstar war ein großvolumiges Einzylindermotorrad, das auch im Rennsport beachtliche Erfolge erzielen konnte.

In den frühen 50er Jahren übernahm BSA den Konkurrenten Triumph. Interessanterweise wurde der Konzern von Triumph aus geleitet. Bei Triumph entwickelte Einzylindermaschinen wurden auch als BSA vertrieben.

Mitte der 1940er Jahre baute BSA vermehrt kompakte Zweizylinder-Triebwerke. Der klassische englische Twin mit 360° Hubzapfenversatz wurde als BSA A7 mit 500 cm³ ab 1946 und als A10 mit 650 cm³ Hubraum ab 1949 erst mit Starrrahmen, später mit Schwingenfahrwerken produziert. Vor allem in den USA waren diese Modelle sehr erfolgreich. Es gab sie sowohl in zahmer alltagstauglicher Auslegung, aber auch mit sportlichem Charakter in verschiedenen Tuningstufen. Die Getriebe waren wie damals üblich getrennt in einem separaten Gehäuse untergebracht. Die sogenannten „pre-unit“-Modelle (mit separatem Motor und Getriebe) wurden 1962 durch die A50 (500 cm³) und die A65 (650 cm³) abgelöst. Die neuen Modelle hatten sogenannte „unit“-Motoren in Blockmotorbauweise mit Motor und Getriebe in einem Gehäuse. Die Motorenauslegung änderte sich gravierend. Waren die A7 und die A10 noch klassische britische Twins mit langem Hub, waren die neuen Modelle kurzhubig ausgelegt. Dies kam bei den Kunden nicht gut an. Zum Ende der Baureihe gab es 1971 eine kleine Serie von Twins mit 750 cm³ Hubraum, die A70. diese gingen ausschließlich in die USA. Als letzte Ausbaustufe wurde ein im Hause Triumph entwickeltes Dreizylindermotorrad, die A75 Rocket 3 1968 auf den Markt gebracht. Infolge eines wenig zeitgemäßen Stylings blieben die Verkaufszahlen dieser Maschine bescheiden. Zusätzlich waren die Produktionskosten für dieses Modell derart hoch, dass es trotz hohen Preises kaum Gewinne abwarf. BSA war lange Zeit der weltgrößte Hersteller von Motorrädern. Ende der 1960er bis Anfang der 1970er brachen die Verkaufszahlen jedoch infolge einer falschen und scharf kritisierten Modellpolitik massiv ein. Die Modelle von BSA und Triumph wurden sich immer ähnlicher (BSA Rocket3/Trident; BSA A65 Oil in Frame/Triumph T120 Oil in Frame) und mit dem Modelljahr 1972 stellte BSA die Motorradproduktion für immer ein. Triumph hielt noch etwas länger durch und ging zeitweise mit der letzten weiteren verbliebenen britischen Motorradmarke Norton im Konzern Norton Villiers Triumph (NVT) auf.

Der Markenname gehört nach mehrfachem Besitzerwechsel heute der BSA Regal Group. Sie stellt hauptsächlich Ersatzteile für Motorräder her.

Weiterhin gibt es europaweit und in den USA eine Fangemeinde vor allem der für ihre Zeit sehr schnellen britischen Classic-Motorräder mit 650 cm³ aus den 1960er Jahren, als BSA, Triumph und Norton die sportlichsten Motorräder der Welt bauten, bevor die Japaner begannen, den Motorradbau zu dominieren.

Mehrere hundert BSA mit Seitenwagen (meist B31, B32 und B40, aber auch einige 500cc Modelle) sind bis heute (2009) im Einsatz als öffentliches Nahverkehrsmittel („Becak“) in der indonesischen Stadt Pematang Siantar (Nord-Sumatra). Da es keine Ersatzteilversorgung gibt, sind die meisten sehr individuell und modifiziert und repariert.[2]

Im Jahre 2016 übernahm der indische Fahrzeughersteller Mahindra & Mahindra die Markenrechte und versprach binnen zwei Jahren unter dem Namen wieder Motorräder herzustellen.[3] Allerdings ist der Neustart bis heute (August 2020) nicht erfolgt.

Zum 1. Januar 2024 waren in Deutschland 1140 BSA-Krafträder zum Straßenverkehr zugelassen.[4]

Gewindemaß BSA

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Die Abkürzung BSA des früheren bedeutendsten britischen Waffenherstellers und späteren Fahrrad- und Motorradhersteller lebt weltweit weiter als landläufige Bezeichnung für das meistgenutzte Gewindemaß für Fahrrad-Innenlager. Die Firma entwickelte das Maß für ihre Räder. Das Standardmaß wurde zunächst von BSA eingeführt und letztendlich von der Masse der britischen Fahrradhersteller unter der Bezeichnung British Standard Cycle (BSC) geführt. Das Gewindemaß setzte sich zunächst in Großbritannien durch und wurde in die British Standards aufgenommen. Diese Standards sind inzwischen Teil des ISO-Standards.

Das Maß bezeichnet einen Durchmesser von 1,375 Zoll (34,9 mm) × 24 tpi (Windungen pro Zoll) Innenlagergewinde, wobei das im Rahmen in Fahrtrichtung rechte Gewinde ein Linksgewinde ist; das in Fahrtrichtung linke ist ein Rechtsgewinde. Das BSA Gewinde setzte sich als Standard durch, da es technisch den Vorteil hat, dass die umlaufenden Kräfte durch das Treten der Pedale beidseitig die Lagerschalen tendenziell „festtreten“. Das konkurrierende „italienische Gewinde“ (ITA 36 × 24 tpi) besitzt beidseitig ein Rechtsgewinde, wodurch sich die Lagerschalen einseitig durch die Krafteinwirkung in Tretrichtung leichter lösen.

BSA Threewheeler von 1932
BSA Ten 6-Light Saloon von 1934
BSA Scout Sports tourer von 1936

Automobilmodelle

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Modell Bauzeit Zylinder Hubraum Radstand
14/18 hp 1907–1910 4 Reihe 2596 cm³ 2591 mm
18/23 hp 1908–1910 4 Reihe 3622 cm³ 2896 mm
25/30 hp 1908–1911 4 Reihe 5401 cm³ 3150 mm
15/20 hp 1910–1911 4 Reihe 3053 cm³ 2667 mm
20/25 hp 1910–1911 4 Reihe 4156 cm³ 2896 mm
13,9 hp 1912–1915 4 Reihe 2015 cm³ 2756–2845 mm
10 hp 1921–1924 2 V 1080 cm³ 2438 mm
11 hp 1923 4 Reihe 1468 cm³ 2692 mm
12 hp 1923 4 Reihe 1028 cm³ 2819 mm
14 hp 1924 4 Reihe 1765 cm³ 2438–2692 mm
16 hp 1924–1926 6 Reihe 1872 cm³ 2972 mm
9 hp 1932–1935 2 V 1021 cm³ 2299 mm
10 hp 1933–1936 4 Reihe 1185 cm³ 2477 mm
FWD 1933–1936 4 Reihe 1075 cm³ 2299–2743 mm
Light 6 1935–1936 6 Reihe 1378 cm³ 2515 mm
IOH 1936 4 Reihe 1330 cm³ 2515 mm
Scout 1937–1939 4 Reihe 1204 cm³ 2286–2426 mm
  • David Culshaw & Peter Horrobin: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975. Veloce Publishing plc., Dorchester 1999, ISBN 1-874105-93-6.
Commons: BSA – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Walter Zeichner: Kleinwagen International. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999.
  2. Foto von TrekEarth
  3. Inder bringen Kultmarke zurück. In: motorradonline.de. 23. August 2019, abgerufen am 4. August 2020.
  4. Fahrzeugzulassungen (FZ) – Bestand an Personenkraftwagen und Krafträdern nach Marken oder Herstellern 1. Januar 2024 – FZ 17. (XLS) In: kba.de. Kraftfahrtbundesamt, Juni 2024, abgerufen am 20. Juni 2024.