Lösmühle (Hilpoltstein)
Lösmühle Stadt Hilpoltstein
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Koordinaten: | 49° 12′ N, 11° 9′ O |
Höhe: | 355 m ü. NHN |
Einwohner: | 10 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91161 |
Vorwahl: | 09179 |
Die Lösmühle
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Lösmühle ist ein Gemeindeteil der Stadt Hilpoltstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Lösmühle liegt in der Gemarkung Hilpoltstein.[3]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einöde liegt an der Roth 3,4 km nordwestlich des Ortskerns von Hilpoltstein und 1,3 km südöstlich des Ortskerns von Eckersmühlen. Von der von Hilpoltstein aus nach Eckersmühlen führende Staatsstraße 2220 zweigt circa 800 Meter vor dem Ortsrand von Eckersmühlen ein Anliegerweg in Richtung Westen zur Lösmühle ab.[4] Bei der Mühle befindet sich ein circa drei Hektar großer Angelweiher, der seit 2010 zur Befischung freigegeben ist.[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einödmühle wurde im 13. Jahrhundert von Heinrich von Stein errichtet. 1385 besaß das Nürnberger Patriziergeschlecht der Stromer die Mühle. Sie hieß laut der rentamtlichen Registratur, die Nürnberg 1544 anlegen ließ, „Mühl an der reißenden Leiten“, da die Roth bei Hochwasser hier zum reißenden Fluss werden konnte, oder „Loesmül/Leßmühl“ nach dem wohl zu dieser Zeit hier sitzenden Müller Cunz Leßmeister.[6] Karl Kugler allerdings deutet den Mühlennamen „ohne Zweifel“ als „Mühle am Damme, Mühle mit einem Damme, von leo (Genitiv lewes) für hlaiv, Damm, Hügel.“[7]
Ab 1505 unterstand die Mühle hochgerichtlich und niedergerichtlich dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Hilpoltstein.[8] Dieses war von 1542 an für 36 Jahre an die Reichsstadt Nürnberg verpfändet. Aus der Nürnberger Zeit ist bekannt, dass die Mühle „unter der (Waldung) Hegellach“ aus drei Mahlrädern, einer Sägmühl und aus Haus und Hof bestand.[9] In der Beschreibung des Amtes Hilpoltstein von 1604 ist von der „Lößlmuhl“ oder „Loselmuhl/Loßlmuhl“ die Rede.[10]
Gegen Ende des Alten Reiches unterstand die Mühle hochgerichtlich dem nunmehrigen kurbayerischen Pflegamt Hilpoltstein. 1806 wurde die Mühle mit dem Amt Hilpoltstein in das neue Königreich Bayern eingegliedert und kam zum Steuerdistrikt und zur Gemeinde Heuberg. Am 9. Februar 1822 wurde die Lösmühle zusammen mit der Stephansmühle, der Knabenmühle und der Seitzenmühle der Munizipalgemeinde Hilpoltstein beigegeben.[11]
1836 errichtete die damalige Müllerfamilie ein neues Mühlenwohnhaus.[12] 1853 kam die Müllerfamilie Dirsch durch Einheirat auf die Lösmühle, die neben den drei Mahlgängen und der Säge ein Leinölschlagwerk aufwies.[13] Sie errichtete 1859 eine Marienkapelle in der Mühle.[14] 1863 erklärte sich der Müller Dirsch bereit, Tierknochen versuchsweise zu Knochenmehl zu stampfen, das als Düngemittel zum Einsatz kam.[15] 1875 hielt der Müller vier Pferde und zehn Rinder.[16] Die in den späten 1880er Jahren in Betrieb genommene „Gredlbahn“ hatte einen Betriebshalt an der Lösmühle.[17]
Der Mahlbetrieb wurde von der Müllerfamilie Dirsch 1972 aufgegeben; das Sägewerk wurde allerdings ausgebaut und unter anderem mit einem Hobelwerk und einer Trocknungsanlage versehen.[18]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1818: 8 („Leesmühl“: 2 Feuerstellen, 2 Familien)[19]
- 1836: 10 (2 Häuser)[20]
- 1837: 7(1 Gebäude)[11]
- 1861: 14 (5 Gebäude)[21]
- 1871: 19 (4 Gebäude)[16]
- 1900: 7 (1 Wohngebäude)[22]
- 1937: 8 (Katholiken)[23]
- 1950: 9 (1 Wohngebäude)[11]
- 1961: 12 (2 Wohngebäude)[24]
- 1970: 16[25]
- 1987: 10 (2 Wohngebäude, 3 Wohnungen)[1]
Baudenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Marienkapelle der Mühle von 1859 und das Mühlenwohnhaus von 1836 aus Sandsteinquadern mit Satteldach und Fachwerkgiebeln gelten als Baudenkmäler.[26]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heimatblätter für Hilpoltstein, Allersberg, Greding, Heideck und Thalmässing, 47 (2006), Nr. 10, S. 3 f.
- Hans Wolfram Lübbeke und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern. Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler, München 1986
- Sonja Maier u. a. (Red.): Der Mühlenweg von Hilpoltstein nach Roth, Roth o. J. (2008)
- Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lösmühle in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 13. September 2021.
- Lösmühle in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 12. Oktober 2024.
- Lösmühle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 12. Oktober 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
- ↑ Gemeinde Hilpoltstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 12. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Angelweiher Lösmühle – Fischereiverein Roth und Umgebung e. V. Abgerufen am 8. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Heimatblätter, S. 3; Carl Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein, ihrer Herrscher und Bewohner. In: Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg 20 (1861), S. 215
- ↑ Karl Kugler: Erklärung von tausend Ortsnamen der Altmühlalp und ihres Umkreises. Ein Versuch. Eichstätt 1873: Verlag der Krüll’schen Buchhandlung, S. 188 (Nr. 837)
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 217 (Digitalisat).
- ↑ Siegert, S. 215
- ↑ heimatforschung-regensburg, S. 10, 27, 37
- ↑ a b c Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 253 (Digitalisat).
- ↑ Lübbeke/Braasch, S. 466
- ↑ Mühlenweg, S. 11
- ↑ Lübbeke/Braasch, S. 466
- ↑ Allg. bayrische Hopfen-Zeitung, Nr. 34 vom 26. April 1863, S. 433
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 888, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ Hilpoltsteiner Kurier vom 22. August 2012
- ↑ Heimatblätter, S. 4; Website dirsch-holz.de
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 53 (Digitalisat).
- ↑ Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 82 (Nr. 73)
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 713, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1219 (Digitalisat).
- ↑ Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, S. 507
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 795 (Digitalisat).
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 262 (Digitalisat).
- ↑ Lübbeke/Braasch, S. 466