Oberwaldischer Distrikt
Der Oberwaldische Distrikt (auch Bezirk oder Oberwäldischer Bezirk oder Oberwalden) umfasste den östlichen Teil des Hochstifts Paderborn im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Er deckte sich in etwa mit dem heutigen Kreis Höxter (ohne Corvey/Höxter) und grenzte sich durch das Eggegebirge vom Unterwaldischen Distrikt ab, der in etwa den heutigen Kreis Paderborn umfasste. Der Oberwaldische Distrikt wurde landschaftlich geprägt durch das Oberwälder Land und die Warburger Börde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Hochstift Paderborn bestanden bis 1802/03 unterschiedliche Verwaltungsebenen, die aber im Einzelfalle nicht streng voneinander abgegrenzt waren. Vielfach handelte es sich nicht bloß um eine Verwaltungsbezeichnung, sondern um einen rein regionalen Begriff. Nur theoretisch war das Stift Paderborn in zwei große Verwaltungseinheiten gegliedert. Sitz der Verwaltung des Oberwaldischen Distrikts war die kleine Stadt und Landesburg Dringenberg. An der Spitze stand ein Landdrost.
Der Oberwaldische Distrikt des Hochstifts war wie folgt gegliedert:[1][2][3]
- Einen großen Teil des Distrikts umfasste das Oberamt Dringenberg, das aus sieben Unterämtern bestand:
- Rentamt Dringenberg mit Dringenberg, Altenheerse, Frohnhausen, Gehrden, Hampenhausen, Herbram, Kleinenberg, Kühlsen, Neuenheerse, Sandebeck, Schmechten, Siddessen und Willebadessen
- Go- und Freigrafschaft Warburg mit Warburg, Bonenburg, Calenberg, Dalheim, Germete, Herlinghausen, Menne, Nörde, Ossendorf, Rimbeck, Scherfede, Welda, Westheim und Wormeln
- Gografschaft Brakel mit Brakel, Altenbergen, Beller, Bellersen, Bökendorf, Erkeln, Hembsen, Herste, Hinnenburg, Istrup, Rheder und Riesel
- Landvogtei Peckelsheim mit Peckelsheim, Borlinghausen, Dössel, Drankhausen, Eissen, Engar, Fölsen, Großeneder, Helmern, Hohenwepel, Ikenhausen, Löwen, Lütgeneder, Niesen, Schweckhausen und Willegassen
- Richterei Borgentreich mit Borgentreich, Bühne, Daseburg, Körbecke, Manrode, Muddenhagen und Rösebeck
- Richterei Borgholz mit Borgholz, Auenhausen, Natingen, Natzungen, Rothe und Tietelsen
- Richterei Nieheim mit Nieheim, Erwitzen, Holzhausen, Merlsheim, Oeynhausen, Pömbsen und Schönenberg
- Vogtei Driburg mit Driburg, Alhausen, Buke, Erpentrup, Langeland, Reelsen und Schwaney
- Amt Steinheim mit Steinheim, Bergheim, Eichholz, Himmighausen, Ottenhausen, Vinsebeck und Vörden
- Amt Beverungen, mit Beverungen, Dalhausen, Haarbrück, Herstelle und Würgassen
- Amt Lügde mit Lügde und Harzberg
- Hinzu kam die amtsfreie Stadt Bredenborn, die direkt dem Domkapitel in Paderborn unterstand.
- Drei sogenannte Samtämter unterstanden der gemeinsamen Verwaltung durch das Hochstift Paderborn und die Grafschaft Lippe :
- Samtamt Schwalenberg mit Schwalenberg, Biesterfeld, Brakelsiek, Elbrinxen, Falkenhagen Hummersen, Köterberg, Lothe, Niese, Rischenau, Ruensiek, Sabbenhausen und Wörderfeld
- Samtamt Oldenburg mit Born, Bremerberg, Eilversen, Entrup, Eversen, Großenbreden, Hagedorn, Hohehaus, Kleinenbreden, Kollerbeck, Löwendorf, Münsterbrock, Papenhöfen und Sommersell
- Samtamt Stoppelberg mit Rolfzen sowie den adligen Gütern Breitenhaupt und Thienhausen
Im August 1802 besetzten preußische Truppen das Hochstift und nahmen es in Besitz. Durch den Reichsdeputationshauptschluss fiel das Hochstift 1803 auch staatsrechtlich an Preußen und wurde zum Fürstentum Paderborn. Die neue preußische Verwaltung teilte das Fürstentum in drei Kreise ein. Mit einem Erlass von 1803 wurden der Unterwaldische Kreis mit Sitz in Paderborn, der Oberwaldische Kreis mit Sitz in Brakel und der Warburger Kreis mit Sitz in Warburg eingerichtet.[4] Hierdurch wurde die alte Zweiteilung des Hochstifts Paderborn für einige Jahre zu einer Dreiteilung. Das Fürstentum Paderborn fiel 1807 an das Königreich Westphalen, das eine vollkommen neue Verwaltungsstruktur nach französischem Vorbild schuf. 1816 wurde das Gebiet des Distrikts erneut neu gegliedert; dabei wurden die Kreise Brakel, Höxter sowie Warburg gebildet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anton Friedrich Büsching: Lagerbuch des Bisthums Paderborn. In: Magazin für die neue Historie und Geographie. Band 21. Curt, Halle/Saale 1787, S. 71 ff. (google.de).
- Friedrich Keinemann: Das Hochstift Paderborn am Ausgang des 18. Jahrhunderts. 1996, ISBN 3-8196-0405-7.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geographisch-statistische Beschreibung der im Jahre 1802 dem Preußischen Staate zugefallenen Entschädigungsprovinzen. Friedrich Maurer, Berlin 1802, Kap. VII Das Hochstift Paderborn, S. 85 ff. (google.de).
- ↑ Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften. Band 4. Jacobi, Weißenburg 1786, Das Hochstift Paderborn, S. 457 ff. (google.de).
- ↑ Johann Dietrich von Steinen: Kurzgefaßte Historie des Hochstifts Paderborn. In: Westphälische Geschichte. Band 2. Meyers, Lemgo 1755, S. 481 ff. (google.de).
- ↑ Thomas Reich: Erbfürstentum Paderborn, Kreise. Findbuch G111. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, 2024, abgerufen am 13. November 2024.
Koordinaten: 51° 40′ N, 9° 3′ O