Großer Preis von Monaco 1933

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Rennsieger Achille Varzi knapp nach der Zieldurchfahrt
Zweikampf über 100 Runden; Achille Varzi gegen Tazio Nuvolari

Der V Große Preis von Monaco (V Grand Prix de Monaco) fand am 23. April 1933 auf dem Circuit de Monaco in Monte Carlo statt. Das Rennen wurde ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entsprach. Obwohl es damit unter den in den Regularien der internationalen Grand-Prix-Rennen eigentlich vorgeschriebenen Mindestdistanz von 500 km lag, wurde es in diesem Jahr erstmals in den Kreis der offiziellen Grandes Épreuves aufgenommen.

Sieger des Rennens, das als eines der spannendsten der Grand-Prix-Geschichte gilt, wurde der Italiener Achille Varzi auf einem Bugatti Type 51. Im Training hatte der deutsche Fahrer Rudolf Caracciola mit seinem Alfa Romeo 8C-2300 Typ „Monza“ einen schweren Unfall, aufgrund dessen er sich über ein Jahr lang nicht mehr an Automobilrennen beteiligen konnte.

Aufgrund des enormen Publikumsinteresses, der nahezu perfekten Organisation und der stets hervorragenden Besetzung wurde der Große Preis von Monaco 1933 zum ersten Mal in die höchste Kategorie für Motorsportveranstaltungen, den sogenannten Grandes Épreuves aufgenommen. Als besonderes Novum wurden bei diesem Rennen zum ersten Mal überhaupt in der Grand-Prix-Geschichte die Positionen in der Startaufstellung anhand der im Training erzielten Rundenzeiten vergeben. Das Verfahren setzte sich bald darauf auch bei den anderen Rennen immer mehr durch.

Der Bedeutung des Rennens gemäß waren unter den Teilnehmern praktisch alle damaligen Spitzenfahrer vertreten. Nach dem offiziellen Rückzug von Alfa Romeo aus dem Grand-Prix-Sport war die Scuderia Ferrari nun de-facto in den Status einer Werksmannschaft für den italienischen Automobilhersteller aufgerückt. Da das Werk die im Vorjahr so erfolgreichen Monopostos vom Typ Alfa Romeo Tipo B aber zurückhielt, musste das Team jedoch auf die älteren Vorgängermodelle Alfa Romeo Typ „Monza“ zurückgreifen, von denen die Motoren der beiden Autos von Tazio Nuvolari und Mario Umberto Borzacchini auf 2,65 Liter Hubraum aufgebohrt worden waren. Weitere „Monzas“, jedoch mit den Originalmotoren von 2,3 Litern Hubraum, wurden für ihre beiden Teamkollegen Eugenio Siena und Carlo Felice Trossi eingesetzt, ebenso wie von den beiden Privatfahrern „Tim“ Birkin und Philippe Étancelin sowie auch der von den beiden Top-Piloten Louis Chiron und Rudolf Caracciola gegründeten neuen Renngemeinschaft Scuderia CC. Caracciola hatte bei der Jagd auf eine gute Trainingszeit in der Tabak-Kurve einen schweren Unfall, bei dem er sich einen Bruch der Hüfte zuzog, der ihn danach über ein Jahr lang außer Gefecht setzte.

Bugatti schickte mit Achille Varzi, René Dreyfus und William Grover-Williams (wie immer unter dem Pseudonym „W. Williams“ fahrend) sein komplettes Werksteam mit seinen bewährten, auf dem engen Stadtkurs noch immer absolut konkurrenzfähigen Bugatti Type 51 2,3-Liter-Grand-Prix-Modellen aus 1931 ins Rennen, wie sie auch von den unabhängigen Fahrern Earl Francis Howe, Benoît Falchetto, Marcel Lehoux und László Hartmann eingesetzt wurden.

Maserati trat dagegen in diesem Jahr ohne offizielle Werksmannschaft an. Stattdessen hatten Luigi Fagioli, Goffredo Zehender und Raymond Sommer ihre neuen 3-Liter-Rennwagen nominell privat gemeldet, wurden aber als zahlende Kunden dennoch an den Boxen auch von Werksmechanikern betreut. Während Zehender und Sommer über zwei der brandneuen Monopostos vom Typ Maserati 8CM mit 3-Liter-Motor verfügten – bei denen sich allerdings die Straßenlage als noch stark verbesserungsbedürftig erwies – musste oder durfte sich Fagioli mit einem zweisitzigen Vorjahresmodell zufriedengeben, das lediglich ebenfalls mit einem 3-Liter-Austauschmotor ausgerüstet worden war.

Bei sonnigem, warmen Wetter übernahm Varzi unter den insgesamt 18 Teilnehmern vom besten Startplatz aus direkt die Führung. Nuvolari folgte aus der zweiten Reihe seinem Erzrivalen dicht und passierte ihn in der zehnten Runde auch zum ersten Mal. Damit wurde eines der berühmtesten Duelle der Motorsportgeschichte eröffnet, das sich im Anschluss über die gesamte Renndistanz erstreckte und bei dem es zwischen den beiden Italienern zu nicht weniger als 21 Führungswechseln kam. Beinahe hätten sogar auch Étancelin und Borzacchini noch in diesen Kampf mit eingreifen können, die sich zu Beginn – zusammen mit Lehoux – eine Zeit lang direkt hinter den beiden Führenden gehalten hatten und sich zur Rennmitte beide sogar noch einmal auf Schlagdistanz herankämpften. In der 69. Runde blieb Lehoux mit Motorschaden liegen und auch Borzacchini konnte das Tempo bald wegen nachlassender Motorleistung nicht mehr ganz mitgehen.

Erst in der letzten Runde fiel die Entscheidung. Nuvolari fuhr in Führung liegend in den Tunnel ein, Varzi zuerst hinaus. Mit einem Motorschaden musste Nuvolari mit ansehen wie der blaue Bugatti davonfuhr. Um noch den zweiten Platz zu retten, sprang Nuvolari aus dem Wagen und schob seinen Alfa Romeo in Richtung Hafenschikane hinab. Auch einer seiner Mechaniker, wie auch einige Zuschauer liefen auf die Strecke und halfen dem Italiener beim Schieben. In der Zwischenzeit fuhren auch Borzacchini und Dreyfus vorbei, so dass Nuvolari als Vierter über die Linie kam. Wegen der unerlaubten Hilfe von außen (eigenes Anschieben war zu der Zeit kein Vergehen) wurde ihm dieser Platz nachträglich aberkannt. Auch der Motor von Nuvolaris Teamkollegen Borzacchini ging kurz nach Überfahren der Ziellinie hoch.

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Monaco Scuderia Chiron-Caracciola 02 NS-Staat Rudolf Caracciola DNSa Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor M
16 Monaco Louis Chiron
Vereinigtes Konigreich Bernard Rubin 04 Vereinigtes Konigreich Tim Birkin Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor D
Vereinigtes Konigreich Earl Howe 06 Vereinigtes Konigreich Earl Howe Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor D
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti 08 Dritte Französische Republik René Dreyfus Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor M
10 Dritte Französische Republik Achille Varzi
12 Vereinigtes Konigreich William Grover-Williams
Dritte Französische Republik Benoît Falchetto 14 Dritte Französische Republik Benoît Falchetto Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Philippe Étancelin 18 Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Marcel Lehoux 20 Dritte Französische Republik Marcel Lehoux Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille 22 Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor
Ungarn 1918 László Hartmann 24 Ungarn 1918 László Hartmann Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Italien 1861 Scuderia Ferrari 26 Italien 1861 Mario Umberto Borzacchini Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.6L I8 Kompressor E
28 Italien 1861 Tazio Nuvolari
30 Italien 1861 Eugenio Siena Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor
32 Italien 1861 Carlo Felice Trossi
Italien 1861 Luigi Fagioli 34 Italien 1861 Luigi Fagioli Maserati 8C-3000 Maserati 3.0L I8 Kompressor P
Dritte Französische Republik Raymond Sommer 36 Dritte Französische Republik Raymond Sommer Maserati 8CM Maserati 3.0L I8 Kompressor
38 Italien 1861 Goffredo Zehender
Schweiz Hans Stuber Schweiz Hans Stuber ERFb Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
a 
Nach schwerem Trainingsunfall verletzungsbedingt nicht am Start.
b 
Meldung erst nach Nennungsschluss eingegangen.

Startaufstellung

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Zum ersten Mal im Grand-Prix-Sport wurden die Positionen in der Startaufstellung gemäß der im Training erzielten Rundenzeiten vergeben.

3 2 1
Italien 1861 Borzacchini
2:03 min
Monaco Chiron
2:03 min
Italien 1861 Varzi
2:02 min
6 5 4
Dritte Französische Republik Dreyfus
2:05 min
Dritte Französische Republik Étancelin
2:04 min
Italien 1861 Nuvolari
2:04 min
9 8 7
Dritte Französische Republik Lehoux
2:07 min
Dritte Französische Republik Wimille
2:06 min
Italien 1861 Fagioli
2:06 min
12 11 10
Dritte Französische Republik Falchetto
2:09 min
Italien 1861 Zehender
2:08 min
Italien 1861 Trossi
2:08 min
15 14 13
Vereinigtes Konigreich Birkin
2:11 min
Vereinigtes Konigreich Williams
2:11 min
Vereinigtes Konigreich Howe
2:09 min
18 17 16
Ungarn 1918 Hartmann
2:22 min
Dritte Französische Republik Sommer
2:15 min
Italien 1861 Siena
2:13 min
Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Italien 1861 Achille Varzi Dritte Französische Republik Bugatti 100 3:27:49,4 h 1 1:59,0 min
02 Italien 1861 Baconin Borzacchini Italien 1861 Alfa Romeo 100 + 2:00,0 min 3
Italien 1861 Tazio Nuvolari Italien 1861 Alfa Romeo 100 DSQ 4 Inanspruchnahme fremder Hilfe
03 Dritte Französische Republik René Dreyfus Dritte Französische Republik Bugatti 99 + 1 Runde 6
04 Monaco Louis Chiron Italien 1861 Alfa Romeo 97 + 3 Runden 2
05 Italien 1861 Carlo Felice Trossi Italien 1861 Alfa Romeo 97 + 3 Runden 10
06 Italien 1861 Goffredo Zehender Italien 1861 Maserati 94 + 6 Runden 11
07 Vereinigtes Konigreich William Grover-Williams Dritte Französische Republik Bugatti 90 + 10 Runden 14
08 Ungarn 1918 László Hartmann Dritte Französische Republik Bugatti 86 + 14 Runden 18
Dritte Französische Republik Benoît Falchetto Dritte Französische Republik Bugatti 84 DNF 12 Achsbruch
Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Italien 1861 Alfa Romeo 69 DNF 5 defekte Antriebswelle
Italien 1861 Luigi Fagioli Italien 1861 Maserati 61 DNF 7 Vergaserschaden und defekter Magnetzünder
Vereinigtes Konigreich Earl Howe Dritte Französische Republik Bugatti 48 DNF 13 Achsbruch
Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille Italien 1861 Alfa Romeo 28 DNF 8 Bremsdefekt
Dritte Französische Republik Marcel Lehoux Dritte Französische Republik Bugatti 25 DNF 9 defekte Kraftübertragung
Dritte Französische Republik Raymond Sommer Italien 1861 Maserati 19 DNF 17 defekte Pleuelstange
Vereinigtes Konigreich Tim Birkin Italien 1861 Alfa Romeo 17 DNF 15 Differentialschaden
Italien 1861 Eugenio Siena Italien 1861 Alfa Romeo 7 DNF 16 Kupplungsschaden
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