Aliso (Ortsname)
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Das im Lateinischen Alisum genannte Aliso (altgriechisch Ἄλεισον Aleison) ist ein Ortsname, der in der Geographia des Claudius Ptolemaios (2, 11, 14) als einer der im Innern der Germania magna liegenden Orte (πόλεις) mit 28° 00' Länge (ptolemäische Längengrade) und 51° 30' Breite angegeben wird. Aliso lag damit nach Ptolemaios nahe dem antiken Ort Boudoris in der Germania magna. Wegen des Alters der Quelle kann ein Alter der Siedlung um 150 nach Christus angenommen werden.[1]
Das römische Kastell Aliso
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ortsname Aliso ist im antiken Schrifttum überliefert durch Velleius Paterculus und Tacitus; sehr wahrscheinlich bezieht sich Ptolemaios mit Alisum auf diesen Ortsnamen.
Ohne Nennung des Ortsnamens berichtet Cassius Dio[2] von einem römischen Kastell, das Drusus am Zusammenfluss der Flüsse Lippe und Elison erbaut haben soll. Hans Kuhn geht davon aus, dass Dios Ort mit dem Aliso der oben genannten antiken Autoren übereinstimmt.[3] Allerdings wird mittlerweile das von Cassius Dio genannte Lager in der Regel mit dem Römerlager Oberaden identifiziert und die Gleichsetzung mit Aliso infrage gestellt.[4]
Ebenfalls ohne Angabe des Ortsnamens berichten Dio[5] und Sextus Iulius Frontinus[6] zudem von Ereignissen, die sich in Aliso begeben haben dürften.
Der Name Aliso steht nach Hans Krahe[7] in Zusammenhang mit einem sehr verbreiteten alteuropäischen Gewässernamen. Das häufige Vorkommen des Namens erschwert es, das römische Kastell zu lokalisieren. Auf die ptolemäischen Koordinaten verlässt sich die Forschung hier nicht, zumal nicht erwiesen ist, dass Ptolemaios das Kastell angegeben hat. Toponymische Forschungen zu heutigen Fluss- oder Ortsnamen erbrachten bisher keinen Erfolg.[1]
Lokalisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die tatsächliche Lage des Ortes ist bis heute nicht geklärt. Ein interdisziplinäres Forscherteam um Andreas Kleineberg, das die ptolemäischen Koordinaten von 2006 bis 2009 neu untersuchte und interpretierte, lokalisiert zurzeit Aliso auf dem Gebiet bei Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen. Neuere Funde und Ausgrabungen in den Jahren 2014 und 2015 haben ergeben, dass die Stadt bereits im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. besiedelt und zur Industrie genutzt wurde. Es wurden römische Kalkbrennöfen gefunden, die diesem Zeitraum zuzuordnen sind.[8]
Antike Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Velleius Paterculus, Römische Geschichte 2,120,4.
- Tacitus, Annales 2,7,3.
- Ptolemaios, Geographia 2,11,14.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Vgl. Hans Kuhn, Wilhelm Schleiermacher: Aliso. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1973, ISBN 3-11-004489-7, S. 170 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online)
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 54,32,3.
- ↑ Hans Kuhn geht hierbei von der Entsprechung von Fluss- und Ortsnamen im Allgemeinen aus. Vgl. Hans Kuhn, Wilhelm Schleiermacher: Aliso. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1973, ISBN 3-11-004489-7, S. 170 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online)
- ↑ Rudolf Asskamp: Die Zeit der römischen Feldzüge in Germanien (12 v.-16 n. Chr.). Internet-Portal „Westfälische Geschichte“, abgerufen am 25. Oktober 2020.
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 56,22,2.
- ↑ Sextus Iulius Frontinus, Strategemata 3,15,4 und 4,7,8.
- ↑ Hans Krahe: Unsere ältesten Flußnamen. O. Harrassowitz, Wiesbaden 1964, S. 110.
- ↑ Archäologie in Bergisch Gladbach: Römische Ziegel geben Rätsel auf. Abgerufen am 23. Juni 2016 (deutsch).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Kuhn, Wilhelm Schleiermacher: Aliso. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1973, ISBN 3-11-004489-7, S. 170 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online)
- Max Ihm: Aliso 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1496 f.
- Hermann Reichert: Ptolemaeus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 23, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017535-5, S. 567–597. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online)
- Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie (Griechisch-Deutsch). Schwabe Verlag, Basel 2006, ISBN 3-7965-2148-7 (Werk in 2 Halbbänden, mit CD-ROM).
- Corinna Scheungraber, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens. Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma. Herausgegeben von Hermann Reichert (= Philologica Germanica 34). Fassbaender, Wien 2014, ISBN 978-3-902575-62-3, S. 50–51.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Edition der Geographike Hyphegesis mit Übersetzung und Karte der Germania magna, abgerufen am 15. November 2016.
- Google Earth in der Antike. In: Der Spiegel. 39/2010, abgerufen am 15. November 2016