Novaesion
Novaesion
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Griech. Name | Νουαίσιον |
Lat. Name | Novaesium |
Polis | 53. Polis in der Germania magna |
ptol. Klima | ptolemäisches Klima III, Binnenzone Süd |
ptol. Karte | Germania magna |
Datierung | um 150 n. Chr. |
Polistyp | Ort am Fluss |
ptol. Länge | 31° 00′ bzw. 31° 10′ Länge |
ptol. Breite | 51° 10′ Breite |
Lage nach Kleineberg | Melsungen an der Fulda |
Lage nach Forschungsstand | an der Fulda (Mannert 1820) |
Kurzbeschreibung | potentiell auch Nausis
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Polis vorher | Artaunon |
Polis danach | Melokabos |
Novaesion (altgriechisch Νουαίσιον; lateinisch Novaesium) ist ein Ortsname, der in der Geographia des Claudius Ptolemaios[1] als einer der im Westen und im Innern der Germania magna südlicher liegenden Orte (πόλεις) mit 31° 00′ Länge (nach Handschrift U) bzw. 31° 30ˈ Länge (nach Handschrift X) und 51° 10′ Breite angegeben wird. Novaesion liegt damit nach Ptolemaios zwischen Artaunon und Melokabos. Wegen des Alters der Quelle kann eine Existenz des Ortes um 150 nach Christus angenommen werden.[2]
Lokalisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bislang konnte der Ort nicht sicher lokalisiert werden. Ein interdisziplinäres Forscherteam um Andreas Kleineberg, das die Angaben von Ptolemäus neu untersuchte, verortet Novaesion nach den transformierten antiken Koordinaten beim heutigen Melsungen an der Fulda im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen. Bereits Conrad Mannert[3] lokalisierte Novaesion an der Fulda.[2]
Zudem überlegt die Forschungsgruppe um Kleineberg, ob die zweite Lesart Nαυαίσιον (nach der Handschrift X) die ursprünglichere Form darstellt und mit dem im Schwalm-Eder-Kreis mehrfach auftretenden Ortsnamen Nausis in Zusammenhang steht. Sie verortet Novaesion damit potentiell auch beim Spangenberger Ortsteil Nausis in Hessen, die transformierten antiken Koordinaten lassen auch diese Deutung zu.[2]
Linksrheinisches Legionslager Neuss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegen eine Gleichsetzung von Novaesion mit dem linksrheinischen römischen Legionslager Novaesium von Neuss bei Düsseldorf sprechen die ptolemäischen Koordinaten. Oft geht die altgeschichtliche Forschung davon aus, dass es irrtümlich von Ptolemaios in die rechtsrheinische Germania magna eingetragen wurde. Als mögliche Ursache der ptolemaiischen Fehlübertragung – so Corinna Scheungraber und Friedrich E. Grünzweig – kommt wohl eine strittige Formulierung bei Tacitus in Frage.[4]
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ptolemaios, Geographia 2,11,14 (online)
- ↑ a b c Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios’ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24525-3, S. 52.
- ↑ Conrad Mannert: Geographie der Griechen und Römer. Theil 3, Germanien, Rhaetia, Noricum, Pannonia. Leipzig 1820, S. 566.
- ↑ Corinna Scheungraber, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens. Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma. Herausgegeben von Hermann Reichert (= Philologica Germanica. Band 34). Fassbaender, Wien 2014, ISBN 978-3-902575-62-3, S. 265.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig Rübekeil: Neuss. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 21, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017272-0, S. 119 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online).
- Hermann Reichert: Ptolemaeus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 23, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017535-5, S. 567–597 (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online).
- Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie (Griechisch-Deutsch). Schwabe Verlag, Basel 2006, ISBN 3-7965-2148-7 (Werk in 2 Halbbänden, mit CD-ROM).
- Corinna Scheungraber, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens. Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma. Herausgegeben von Hermann Reichert (= Philologica Germanica. Band 34). Fassbaender, Wien 2014, ISBN 978-3-902575-62-3, S. 334–335.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Edition der Geographike Hyphegesis mit Übersetzung und Karte der Germania magna, abgerufen am 16. November 2016
- Google Earth in der Antike. In: Der Spiegel. 39/2010, abgerufen am 16. November 2016