Wahlbezirk Böhmen 3
Wahlbezirk Böhmen 3 | |
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Land | Österreich-Ungarn |
Kronland | Böhmen |
Wahlkreisnummer | 3 |
Typ | Städtewahlkreis |
Region | Prag |
Wahlberechtigte | 6.665 (1911) |
Abgeordnete | |
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Der Wahlbezirk Böhmen 3 war ein Wahlkreis für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus im österreichischen Kronland Böhmen. Der Wahlbezirk wurde 1907 mit der Einführung der Reichsratswahlordnung geschaffen und bestand bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem der Reichsrat im Herbst 1906 das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Männerwahlrecht beschlossen hatte, wurde mit 26. Jänner 1907 die große Wahlrechtsreform durch Sanktionierung von Kaiser Franz Joseph I. gültig. Mit der neuen Reichsratswahlordnung schuf man insgesamt 516 Wahlbezirke, wobei mit Ausnahme Galiziens in jedem Wahlbezirk ein Abgeordneter im Zuge der Reichsratswahl gewählt wurde. Der Abgeordnete musste sich dabei im ersten Wahlgang oder in einer Stichwahl mit absoluter Mehrheit durchsetzen. Der Wahlkreis Böhmen 3 bzw. Obere Neustadt I, umfasste dabei Teile des II. Prager Gemeindebezirks, wobei die Abgrenzung wie folgt festgelegt wurde: „Vom II. Gemeindebezirk der Teil, der durch den 1. und 3. Wahlbezirk, durch die Resselgasse, Karlsplatz, Gerstengasse und die Verlängerung der letzten über den Komenskyplatz begrenzt wird.“[1] Aus der Reichsratswahl 1907 ging Vladimír Srb (Alttschechen) als Sieger hervor, der jedoch bereits 1909 sein Mandat niederlegte und in der Folge überraschend von Karel Stanislav Sokol von der Radikalen Staatsrechtspartei abgelöst wurde. 1911 gewann Karel Kramář (Jungtschechen) die Wahl.
Wahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reichsratswahl 1907
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Reichsratswahl 1907 wurde am 14. Mai 1907[2][3] durchgeführt. Die Stichwahl entfiel auf Grund der absoluten Mehrheit von Srb im ersten Wahlgang.
Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
---|---|---|---|
Vladimír Srb | Alttschechen | 2399 | 50,3 % |
Jan Havránek | Tschechische Sozialdemokratische Partei | 815 | 17,1 % |
Alexander Richter | Deutsche Fortschrittspartei | 650 | 13,6 % |
Ečer | Tschechische national-soziale Partei | 477 | 10,0 |
Mudroch | Katholische Volkspartei | 229 | 4,8 % |
Rafael Pacher | Deutschvölkische Partei | 90 | 1,9 % |
Sonstige Parteien | 105 | 2,2 % | |
Wahlberechtigte: 10779, ungültige Stimmen: 16, Wahlbeteiligung: 44,4 % |
Reichsratsergänzungswahl 1910
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Mandatsniederlegung des Abgeordneten Srb am 19. Oktober 1909 wurde eine Ergänzungswahl für seinen Nachfolger ausgeschrieben. Diese wurde am 12. Jänner 1910 (erster Wahlgang)[4] bzw. am 19. Jänner 1910 (Stichwahl)[5] durchgeführt. Bei der Stichwahl konnte sich Karel Sokol durchsetzen.
Erster Wahlgang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
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Alois Rašín | Jungtschechen | 1776 | 40,2 % |
Karel Stanislav Sokol | Radikale Staatsrechtspartei | 765 | 17,3 % |
Jaroslav Mattuš | Alttschechen | 707 | 16,0 % |
Jan Slavíček | Tschechische national-soziale Partei | 671 | 15,2 % |
Jan Havránek | Tschechische Sozialdemokratische Partei | 483 | 10,9 % |
Sonstige | 20 | 0,5 % | |
Wahlberechtigte: 6690, ungültige Stimmen: 38, Wahlbeteiligung: 66,7 % |
Stichwahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
---|---|---|---|
Karel Stanislav Sokol | Radikale Staatsrechtspartei | 2401 | 51,7 % |
Alois Rašín | Jungtschechen | 2241 | 48,3 % |
Wahlberechtigte: 6690, ungültige Stimmen: 48, Wahlbeteiligung: 70,0 % |
Reichsratswahl 1911
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Reichsratswahl 1911 wurde am 13. Juni 1911[6] durchgeführt. Die Stichwahl entfiel auf Grund des absoluten Mehrheit für Karel Baxa im ersten Wahlgang.
Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
---|---|---|---|
Karel Kramář | Jungtschechen | 3608 | 71,1 % |
Vaclav Bocek | Tschechische Sozialdemokratische Partei | 595 | 11,7 % |
Alexander Richter | Deutsche Fortschrittspartei | 496 | 9,8 % |
Anton Hain | Tschechische Fortschrittspartei | 204 | 4,0 % |
Josef Cibák | Tschechische Christlichsoziale Partei | 123 | 2,4 % |
Vinzenz Novak | Parteilos | 15 | 0,3 % |
Sonstige | 34 | 0,7 % | |
Wahlberechtigte: 6665, ungültige Stimmen: 31, Wahlbeteiligung: 76,96 % |
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1907, IX. Stück, Nr. 17: „Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates“
- ↑ Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 15. Mai 1907, S. 1 (online bei ANNO).
- ↑ Artikel in: Deutsches Volksblatt / Deutsches Volksblatt. Radikales Mittelstandsorgan / Telegraf. Radikales Mittelstandsorgan / Deutsches Volksblatt. Tageszeitung für christliche deutsche Politik, 15. Mai 1907, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Artikel in: Prager Tagblatt, 13. Jänner 1910, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Artikel in: Prager Tagblatt, 20. Jänner 1910, S. 1 (online bei ANNO).
- ↑ Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 14. Juni 1911, S. 1 (online bei ANNO).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Freund: Das österreichische Abgeordnetenhaus. Ein biographisch-statistisches Handbuch, 1907–1913, XI. Legislaturperiode (XVIII Session). Wiener Verlag, Wien, Leipzig 1907
- Fritz Freund: Das österreichische Abgeordnetenhaus. Ein biographisch-statistisches Handbuch, 1911–1917, XII. Legislaturperiode. Verlag Dr. Rudolf Ludwig, Wien 1911
- Die Ergebnisse der Reichsratswahlen in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern im Jahre 1907. In: Österreichische Statistik. LXXXIV. Band, 2. Heft, Wien 1908 (Herausgegeben von der k .k. Statistischen Zentralkommission), S. I. 28
- Die Ergebnisse der Reichsratswahlen in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern im Jahre 1911. In: Österreichische Statistik. Neue Folge. 7. Band, 1. Heft, Wien 1912 (Herausgegeben von der k .k. Statistischen Zentralkommission), S. 54