Die Formel-1-Weltmeisterschaft 1995 war die 46. Saison der Formel-1-Weltmeisterschaft. Sie wurde über 17 Rennen in der Zeit vom 26. März 1995 bis zum 12. November 1995 ausgetragen. Michael Schumacher gewann im Benetton zum zweiten Mal in Folge die Fahrerweltmeisterschaft mit 33 Punkten Vorsprung vor Damon Hill im Williams. Benetton-Renault wurde zum ersten und einzigen Mal Konstrukteursweltmeister mit 25 Punkten Vorsprung vor Williams-Renault und beendete damit die 11-jährige Dominanz von Williams und McLaren.
Nach den zahlreichen schweren Unfällen in der Saison 1994, insbesondere den Todesfällen von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna beim Großen Preis von San Marino 1994, sah sich die FIA wiederum zu einschneidenden Maßnahmen gezwungen, um den Rennsport sicherer zu machen. Wichtigste Änderung in dieser Saison war somit die Herabsetzung des Motorvolumens von zuvor 3.500 cm3 auf 3.000 cm3Hubraum. Die vorherige 3,5-Liter-Formel, die ursprünglich 1987 eingeführt worden war, um Saugmotoren zu ermöglichen, die es auf die Leistung bezogen mit den damals verbreiteten und seit 1989 verbotenen Turbomotoren aufnehmen konnten, wurde damit rückgängig gemacht. Weitere relevante Änderungen betrafen die Erhöhung der seitlichen Cockpitwände, strengere Vorschriften für Crashtests, stärkere Sicherheitsgurte und glattere Kerbs an den Rennstrecken.
Der Große Preis von Argentinien auf dem Autódromo Oscar Alfredo Gálvez fand erstmals seit 1981 wieder statt, wenn auch auf einer im Vergleich zur letzten Austragung verkürzten und langsameren Streckenführung. Die Anzahl der Saisonrennen erhöhte sich damit auf 17. Daneben wechselte der Große Preis von Europa vom spanischen Jerez auf den deutschen Nürburgring – erstmals seit 1985 fand hier also wieder ein Formel-1-Rennen statt. Deutschland war damit neben Italien und Japan eines von drei Ländern, in denen in diesem Jahr jeweils zwei WM-Läufe stattfanden.
Weiter erfolgten einige Umstellungen im Rennkalender. Der Große Preis des Pazifiks auf dem TI Circuit Aida, im Vorjahr das zweite Saisonrennen, wechselte in den Oktober – zusammen mit dem Großen Preis von Japan in Suzuka fanden somit innerhalb einer Woche zwei Formel-1-Rennen in Japan statt. Zudem tauschten die Großen Preise von Monaco und Spanien ihre Positionen.
Auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari, dem Austragungsort des Großen Preises von San Marino, wurden die Streckenabschnitte Tamburello und Tosa, in denen sich im Vorjahr die tödlichen Unfälle von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger ereignet hatten, jeweils durch den Einbau von Schikanen verlangsamt und entschärft.
Aus finanziellen Gründen mussten nach der Vorsaison die Rennställe Larrousse und Lotus ihre Tore schließen, obgleich beide Teams noch Planungen für neue Fahrzeuge angestellt hatten. Pacific, einer der neuen Rennställe des Jahres 1994, erwarb einen Teil der Konkursmasse des Traditionsteams Lotus und schmückte seine Fahrzeuge in diesem Jahr mit einer auf die traditionelle Farbe dieses Teams hinweisenden Banderole in British Racing Green.
Trotz dieser angespannten Situation debütierte 1995 mit Forti Corse ein weiterer neuer Wettbewerber, womit das Fahrerfeld 1995 insgesamt 26 Fahrzeuge umfasste – die maximale zu einem Rennen zugelassene Anzahl an Fahrzeugen. Aufgrund dieser Tatsache waren Nichtqualifikationen in diesem Jahr für jeden Rennteilnehmer ausgeschlossen, da die 107-Prozent-Regel erst im Folgejahr eingeführt wurde.
McLaren trennte sich nach nur einem Jahr wieder von Peugeot und verband sich mit Mercedes-Benz, das mit den Leistungen des Sauber-Teams im Vorjahr unzufrieden war. Das irische Team Jordan nutzte seinerseits die sich bietende Gelegenheit, dafür mit Peugeot zu kooperieren, und erhielt im fünften Jahr seiner Teilnahme an der Formel 1 endlich die ersehnte Werksunterstützung durch einen Automobilkonzern. Die von Jordan eingesetzten Hart-Motoren übernahm stattdessen das Footwork-Team, das zuvor Ford-Kundenmotoren verwendet hatte.
Ein weiterer bedeutsamer Wechsel spielte sich bei Benetton ab: Teamchef Flavio Briatore hatte das französische Ligier-Team erworben und leitete nun dessen Renault-Motoren, die identisch zu jenen des Erzrivalen Williams waren, zu Benetton um. Im Gegenzug erhielt Benetton-Mitbesitzer Tom Walkinshaw die Rennleitung bei Ligier. Außerdem konnte durch den Erwerb von Forderungen gegenüber Minardi durchgesetzt werden, dass Minardi auf die zuvor vereinbarte Übernahme von Mugen-Honda-Motoren verzichtete, die daraufhin ebenfalls an Ligier gingen. Minardi musste sich stattdessen einmal mehr mit vergleichsweise günstigen, aber leistungsschwachen Ford-Motoren begnügen.
Mit dem Wechsel von Benetton zu Renault-Motoren ging auch einher, dass die Partnerschaft zwischen dem britisch-italienischen Rennstall und Ford in die Brüche ging. Ford engagierte sich daraufhin beim von Mercedes verlassenen Sauber-Team, das daraufhin den neuen Cosworth-ECA-Motor erhielt. Daneben wechselte nun auch Pacific zu Ford-Motoren.
Zur Farce wurde der Wechsel von Nigel Mansell, der Ende 1994 für einige Rennen zu Williams zurückgekehrt war, zu McLaren: Es stellte sich heraus, dass das Cockpit des neuen McLaren MP4/10 für Mansell zu klein war, sodass dieser in den ersten Rennen durch den zuvor bei Tyrrell gefahrenen nominellen Testfahrer Mark Blundell vertreten wurde. Nach zwei Rennen kehrte Mansell zurück, erklärte aber nach zwei schwachen Rennen überraschend seinen Rücktritt, sodass Blundell wiederum den Rest der Saison bestritt. Martin Brundle, McLaren-Stammfahrer des Jahres 1994, fuhr 1995 im Wechsel mit Aguri Suzuki für Ligier. Blundells Cockpit bei Tyrrell wiederum wurde 1995 vom Finnen Mika Salo besetzt.
Bei Benetton konnte sich 1995 Johnny Herbert im zweiten Cockpit neben Weltmeister Michael Schumacher behaupten, nachdem er bereits die letzten Saisonrennen 1994 dort bestritten hatte. Ähnlich erging es auch David Coulthard bei Williams, der dort 1994 erst Ayrton Senna ersetzt hatte, dann aber wiederum von Mansell verdrängt worden war, nun jedoch die komplette Saison bestritt. Jos Verstappen, der vor Herbert die meisten Saisonrennen 1994 im zweiten Benetton bestritten hatte, trat in dieser Saison für Simtek an.
Neben Ligier und Tyrrell wechselten auch Minardi, Footwork und Pacific jeweils einen Fahrer aus. Bei Minardi kehrte Luca Badoer ins Team zurück, nachdem Michele Alboreto seinen Rücktritt erklärt hatte. Footwork ersetzte Christian Fittipaldi durch den PaydriverTaki Inoue, und bei Pacific debütierte Andrea Montermini. Ebenfalls neu in der Formel 1 war Pedro Diniz, der gemeinsam mit dem letztmals 1992 in der Formel 1 gestarteten Rückkehrer Roberto Moreno das Fahrerduo bei Forti bildete.
Unverändert blieb die Fahrerkonstellation bei Ferrari, Jordan und nominell auch bei Sauber. Allerdings bestritt bei Sauber anstelle von Karl Wendlinger, der immer noch mit den Folgen seines schweren Unfalls in Monaco 1994 zu kämpfen hatte, Jean-Christophe Boullion am Ende die meisten Saisonrennen 1995.
Im Gegensatz zu den Vorjahren gab es während der Saison vergleichsweise wenig Fluktuation bei den Fahrern. Von Dauer war dabei allerdings die Rückkehr von Pedro Lamy, der die zweite Saisonhälfte bei Minardi anstelle von Stammfahrer Pierluigi Martini bestritt. Auch Gianni Morbidelli im Footwork wurde Mitte der Saison von einem Neuling ersetzt, seinem Landsmann Massimiliano Papis, kehrte aber für die letzten drei Saisonrennen wieder zurück. Eine negative Überraschung erlebten allerdings Jos Verstappen und sein Teamkollege Domenico Schiattarella: Simtek war nach fünf Rennen zahlungsunfähig und stellte den Betrieb ein.
Weltmeister wird derjenige Fahrer bzw. Konstrukteur, der bis zum Saisonende die meisten Punkte in der Weltmeisterschaft angesammelt hat. Bei der Punkteverteilung werden die Platzierungen im Gesamtergebnis des jeweiligen Rennens aller Rennen berücksichtigt. Die sechs erstplatzierten Fahrer jedes Rennens erhalten Punkte nach folgendem Schema:
1 Wegen der Tankaffäre beim Großen Preis von Brasilien (Verwendung nicht regelkonformen Treibstoffs) bekamen die Teams Benetton und Williams ihre zehn bzw. sechs Punkte aus diesem Rennen aberkannt
Michael Schumacher errang neun Siege im Rennjahr 1995. Damit stellte er die Rekordleistung des Briten Nigel Mansell ein, der 1992 ebenfalls neun Mal innerhalb einer Saison ein Rennen gewinnen konnte. Schumacher hatte 1995 allerdings ein Rennen mehr zur Verfügung.
Das Rennen von Spa konnte Michael Schumacher vom 16. Startplatz aus bei äußerst widrigen Witterungsverhältnissen gewinnen.
Nach zahlreichen Ausfällen siegte Damon Hill in Australien mit zwei Runden Vorsprung. Einen 2-Runden-Vorsprung des Siegers hatte es in der Geschichte des Formel-1-Sports davor erst einmal gegeben, als Jackie Stewart 1969 in Barcelona den Neuseeländer Bruce McLaren distanzierte.
Drei Rennen vor Abschluss der Meisterschaft beim Großen Preis des Pazifiks in Aida sicherte sich Michael Schumacher seinen zweiten WM-Titel.
Im Abschlusstraining des Australien-Grand-Prix in Adelaide schlug Mika Häkkinen in einen Reifenstapel und verletzte sich schwer. Mit einem Luftröhrenschnitt konnten die Ärzte ihm letztlich das Leben retten.